Kaputt-machen: NDR -Rundfunkrat berät Programm-Zukunft
NDR-Hörfunkdirektor Gernot Romann äußerte mittlerweilen in der “Frankfurter Rundschau”: Auch drei Millionen Hörer-Briefe würden seine Programmentscheidungen nicht ändern.
Soviel zur verzweifelt eingeklagten Programmautonomie des NDR - zu seinem Demokratieverständnis und zur Verwendung Ihrer Zwangs-Rundfunkgebühren, liebe Hörer. Gefragt ist ein verantwortungsbewußter Rundfunkrat. Anbei noch ein Brief aus nmz-Sicht, aus der Sicht des Herausgebers Theo Geißler:
Offener Brief an den Hörfunkdirektor des NDR Gernot Romann
Es ist kein Geheimnis, dass ich (Theo Geissler) die Initiative “Das Ganze Werk” mit Sympathie begleite. Mir geht es dabei - vielleicht etwas “generalistischer” als den Initiatoren der Bürgerinitiative - um den Erhalt des Einschalt-Radios als Kultur-Transportmittel. Dafür gibt es einen Kulturauftrag an die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Er (fast) allein noch legitimiert die Existenz unseres öffentlich-rechtlichen Rundfunks - möglicherweise auch gegen EU-weite Privatisierungs-Argumente.
Der Kulturauftrag also legitimiert den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Dazu verhält sich die Idee quotengesteuerter Tagesbegleit-Programme aus
Dienstleister-Mentalität zwangsläufig kontraproduktiv, ja er ist ungesetzlich. Das mögen Ihre/unsere Streitanwälte entscheiden.
Ein, zwei Aspekte, die in der, was den öffentlich rechtlichen Auftrag des NDR betrifft, erstaunlich offenen , leider vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk kaum gepflegten Diskussion nach meiner Ansicht zu kurz kamen, möchte ich kurz ausführen:
Der Hörfunkdirektor des NDR, Gernot Romann, hat in seiner Argumentation (unter anderem) mich als Hörer, Schreiber und Kritiker - erkennbar herabwürdigend gemeint als “Geschmackspolizisten” bezeichnet.
Als Beobachter, Kritiker und Kommentator des Kultur- und Bildungs-Abbaues in Deutschland schäme ich mich nicht, als “Kultur-Polizist” bezeichnet zu werden. Eher macht es mich stolz. Es stünde Herrn Romann gut an, in seiner verantwortlichen und von den Bürgern finanzierten Position über sein Verhältnis zu wertenden, ordnenden, gestaltenden und damit auch verantwortungsbewußten Kräften in unserem Land nachzudenken, bevor er Berufsbezeichnungen, Arbeitsfeldbeschreibungen abwertend verwendet. Mich würde interessieren, was zum Beispiel die Gewerkschaft der Polizei oder auch der Hamburger und der Schweriner Innensenator zu solchen emotionalen Befrachtungen, wie sie Herr Romann abliefert, sagt.
Außerdem setzt Gernot Romann (ich mag daran erinnern, dass er den Lessing´schen Toleranzbegriff für sich reklamiert, in seiner Programm-Konzeption aber verantwortlich dafür sorgt, zahlengesteuert Kulturgut zu fragmentieren, beliebig zu partionieren, zu entstellen, damit es sich seiner Meinung nach besser transportieren läßt) das Wort “Kultur-Ayatollah” ein, als wäre dies ein
abqualifizierendes Schimpfwort. Romann erweckt so den Eindruck, ausländer- und/oder fremden-feindlich zu sein. Denn nach meinem Empfinden diffamiert er mit dem Begriff “Kultur-Ayatollah” - in seiner Auslegung und argumentativen Konsequenz - Würdenträger einer ihm offensichtlich fremden oder nur begrenzt bekannten Weltreligion.
Herr Romann ist für sein Amt nicht qualifiziert.
Nix für ungut, und auch die Zukunft war schon mal schlechter (Karl Valentin).
Ihr Theo Geißler