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Karlsruhes Ring der Vielfalt ist vollendet. Foto: Presse, Matthias Baus
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Karlsruhes «Ring der Vielfalt» ist vollendet

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Karlsruhe - Mit der umjubelten Premiere von Richard Wagners Oper «Götterdämmerung» hat das Badische Staatstheater in Karlsruhe am Sonntagabend den Schlussstein für sein groß angelegtes Projekt «Ring der Vielfalt» gelegt. Normalerweise pflegt bei Aufführungen des vierteiligen Ring-Zyklus' ein Regisseur für eine geschlossene Konzeption zu sorgen. In Karlsruhe sind nun vier junge Regisseure aus Frankreich, Island, den USA und Deutschland am Werk.

 Vor Jahren (Spielzeit 1999/2000) bewies bereits Stuttgart: Vier Teams leuchten die Aspekte des Werks besser aus - Vielfalt statt Geschlossenheit.

Nach «Rheingold», «Walküre» und «Siegfried» sorgte jetzt in Karlsruhe der in Landshut geborene Tobias Kratzer für eine ideenreiche, stimmige Inszenierung der «Götterdämmerung».

Ihm gelingt es sogar zum Finale bei aller Vielfalt für einen geschlossenen «Ring» zu sorgen. Er hatte die Idee eines «dialogischen Prinzips». Er setzt sich mit der Arbeit seiner drei Kollegen auseinander. Und so sieht und hört man in der Eingangsszene statt der drei Nornen drei Regisseure die über den Sinn und Fortgang des Weltenlaufes sinnieren. Dieser Einfall wird fortgesponnen: Die drei tauchen auch als die drei Rheintöchter wieder auf.

Bei aller Tragik und Düsternis der Handlung (Inzest, Raub, Betrug, Mord und Weltenbrand) warten Tobias Kratzer und sein Ausstatter Rainer Sellmaier aber auch mit humorvollen Details auf.

Der Walkürenfelsen, auf dem Siegfried Brünnhilde befreit, ist eine kitschige «Honeymoon-Suite», mit Himmelbett und opulentem Frühstück. Die Fete von König Gunthers Jagdgesellschaft findet mit Flaschenbier und einem modischen Kugelgrill statt. Die im Übrigen fast kahle Bühne ist von riesigen Spiegelwänden umstellt. Das suggeriert bei den Chorszenen doppelt so große Menschenmassen.

Neben Kratzers «dialogischer Regie» sorgen vor allem Dirigent Justin Brown und die Badische Staatskapelle für die nötige musikalische Geschlossenheit des Karlsruher «Rings». Das Orchester ist opulent besetzt. Sechs Kontrabässe sorgen für die mächtige Grundierung. Brown gehört inzwischen zur ersten Garnitur der Wagner-Dirigenten. Er lotet alle Details der farbenreichen Partitur überlegen aus, weiß die großen Steigerungen wirkungsvoll zu disponieren und hat auch Chor (Leitung: Ulrich Wagner) und Solisten stets im Griff.

Für stimmlichen Glanz sorgen zwei Gäste. Die amerikanische Sopranistin Heidi Melton zeigte sich höhensicher und stand die mörderischer Partie der Brünnhilde bis zum letzten Ton kraftvoll durch. Der schwedische Tenor Daniel Frank in der Rolle des Siegfried begann seine Karriere als Rocksänger und ist jetzt ein stimmlich und schauspielerisch überzeugender Heldentenor.

Dass das Badische Staatstheater derzeit über ein hochklassiges Ensemble verfügt, das bewiesen die übrigen Solisten. Hervorzuheben: Konstantin Gornys «grimmer Hagen», Armin Kolarczyk als Gunther, Christina Niessen als Gutrune, Jaco Venter als Alberich und natürlich die Nornen und Rheintöchter (Katharine Tier, Dilara Bastar, An de Ridder und Agnieszka Tomaszewska).

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