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Katharina Wagner hat kein Verständnis für Wagner-Kult

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Berlin - Katharina Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele, kann die andachtsvolle Verehrung ihres Urgroßvaters Richard Wagner durch einige Musikliebhaber nicht nachvollziehen. "Dieses Verhalten finde ich merkwürdig", sagte die 34-Jährige dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Wenn jemand das leben wolle, sei das in Ordnung, sie jedoch sei nicht der Typ dafür. "Mir ist das Kultische an sich fremd. Ich habe auch keine Idole. Sänger, Regisseur oder Bundeskanzler sind für mich in erster Linie Berufe."

 

Katharina Wagner leitet seit 2008 gemeinsam mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier die Bayreuther Festspiele. Zuvor war ihr 2010 verstorbener Vater Wolfgang Wagner 58 Jahre lang Chef der Festspiele.

Schwieriges Familienerbe
Zu den Nachkommen ihres Onkels Wieland Wagner, der bis zu seinem Tod 1966 gemeinsam mit Katharinas Vater die Festspiele geleitet hatte, pflegt die heutige Festspielchefin nach wie vor ein distanziertes Verhältnis. "Im Gegensatz zu anderen Mitgliedern meiner Familie fühle ich mich nicht berufen, als Erbin Richard Wagners zu sprechen", sagte sie. Es sei schon kurios, regelmäßig die Qualifikation für die Festspiele aberkannt zu bekommen. "Ich würde es besser finden, wenn wir direkt miteinander reden", betonte sie. Außer im Stiftungsrat der Festspiele gebe es aber wenig Kontakt.

Katharina Wagners Partnerin in der Leitung der Festspiele, Eva Wagner-Pasquier, möchte das Wagner-Tabu in Israel überwinden. Sie finde es gut, wenn Dirigenten wie Daniel Barenboim dort die Musik Richard Wagners in Konzerten spielten und förderten, sagte die Urenkelin des Komponisten dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Ich kann alle in Israel verstehen, die keinen Wagner dort hören wollen. Aber man muss auch an die jüngere Generation denken, die ohne historische Vorbehalte aus der Nazi-Zeit an diese Musik herangeht." In Interviews hatte Barenboim mehrfach gefordert, der Staat Israel solle das Verbot der Aufführung von Wagner-Werken abschaffen.

Große Vielfalt
Der Regisseur der aktuellen "Tannhäuser"-Inszenierung der Bayreuther Festspiele, Sebastian Baumgarten, sieht die Festspiele künstlerisch prinzipiell auf einem guten Weg. "Das Gute, was hier im Moment stattfindet ist, dass alle gezeigten Arbeiten in keiner Weise artverwandt sind. Das geht von einer abstrakteren Regie-Sprache von Neuenfels, über Katharina Wagners Sprache, über meine und Stefan Herheims Sprache der großen Bilder im "Parsifal". Nichts gleicht dem anderen", sagte Baumgarten der Nachrichtenagentur dapd. Vieles sei hier jetzt schon möglich, und vieles mehr könnte noch möglich sein, betonte er.

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