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Kooperation oder Spartenschließung - Thüringen fordert finanzierbare Theaterstrukturen

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Erfurt - Ein Schauspielensemble für zwei Theater, sparsames Marketing, Weiterverkauf von Bühnenbildern: Die Thüringer Theater rüsten sich für eine immer schwieriger werdende Finanzierung. Mit einem Millionen-Defizit wie beim Theater Altenburg-Gera haben die übrigen Häuser zwar nicht zu kämpfen - sparen müssen sie aber trotzdem. Die meisten Intendanten haben in Zukunft weniger Zuschüsse zur Verfügung und müssen daher teilweise notgedrungen mit anderen Häusern kooperieren oder sogar Personal entlassen.

Beides ist in Nordhausen bereits geschehen: Bis 2012 verlieren zwölf Mitarbeiter ihren Job, schon 2004 wurde die eigene Schauspielsparte abgeschafft. Stattdessen gibt es seither einen Austausch mit dem Theater in Rudolstadt. Die Schauspieler aus der Saalestadt kommen nun nach Nordhausen, während das dortige Ensemble für Musiktheater und Ballett zuständig ist. "Das spart richtig Geld", sagt Intendant Lars Tietje. Auch das Erfurter Theater kooperiert mit anderen Häusern. "Gerade noch haben wir die Traviata nach Südafrika verkauft", sagt Generalintendant Montavon. Mit Partnern in Chemnitz, Toronto oder Tel Aviv werden gemeinsame Produktionen erarbeitet oder jeweils eigene Inszenierungen ausgetauscht.

Deutliche Einsparungen in Weimar
Einen anderen Weg zum Geldsparen hat das Weimarer Nationaltheater eingeschlagen. Dort hat Geschäftsführer Schmidt die Mittel für Marketing "extrem einkürzen" müssen. Auch für Bühne und Kostüme wird weniger Geld ausgegeben und das Theater für externe Veranstaltungen vermietet. "Wir hinken mit unseren Etats hinterher", sagt Schmidt. Ein Problem ist für das Theater dabei besonders die angespannte Haushaltslage der Stadt Weimar. Die Verhandlungen mit der Stadt als zweitem Geldgeber gestalten sich schwierig, während das Land bereits seine Bereitschaft zu mehr Zuschüssen für steigende Personalkosten signalisiert hat. Die möglichen zusätzlichen Gelder sind nach Schmidts Meinung an einen "immensen Anspruch" gekoppelt, die überregionale Bedeutsamkeit des Theaters beizubehalten.

Die Theater stellen sich darauf ein, dass auch sie vom Ende des Solidarpakts II im Jahr 2019 betroffen sein werden. Daher sei "jetzt eine intelligente Theaterstrategie nötig, die 2019 überlebt", sagt der Erfurter Intendant Montavon. Mit einer wenig weitreichenden Planung scheint dagegen das Landestheater Gera-Altenburg in Schieflage geraten zu sein: Das Defizit von 1,8 Millionen Euro basiert unter anderem auf gestiegenen Personalkosten – eine Situation, die für die Mitarbeiter des Eisenacher Theaters undenkbar sein dürfte: "Die Beschäftigten haben seit 2002 keine Steigerungen mehr bekommen", sagt Intendant Ansgar Haag. Es könne aber nicht sein, dass in der Wartburgstadt bis zu 400 Euro weniger Monatslohn gezahlt werde als an anderen Häusern - wie im ebenfalls von Haag geleiteten Theater in Meiningen.

Nordhäuser Intendant regt Verzicht auf eigene Sparten an
"Gagenmäßig ganz weit unten" ist laut Intendant Tietje auch das Theater in Nordhausen. Dort erhielten die Mitarbeiter freiwillig weniger Geld als in anderen Häusern. Nur so könne das Theater in Nordhausen am Leben gehalten werden. Die Strategie, wie in Nordhausen in ganz Thüringen verstärkt zu kooperieren und auf manche eigene Sparte zu verzichten, ist für Tietje auf Dauer die einzige Lösung. "Wir haben mehr Produktionsstandorte, als wir uns leisten können", sagt er.

Kultusminister Christoph Matschie (SPD) hatte angekündigt, gemeinsam mit Fachleuten und den Trägern der Enrichtungen bis März 2011 ein Konzept über die finanzielle Zukunft der Thüringer Theater und Orchester zu erarbeiten. Im kommenden Jahr erhalten die Theater und Orchester rund 59 Millionen Euro vom Land. Die Finanzvereinbarung über die Landesförderung läuft jedoch Ende 2012 aus. Die Schließung von Theaterstandorten stehe nach wie vor nicht zur Debatte, heißt es aus dem Ministerium. Ziel sei es, die Finanzierung konstant zu halten. Angesichts steigender Kosten müsse aber über eine Veränderung der Strukturen nachgedacht werden. Diese müssten finanzierbar sein. Dazu sollen auch die einzelnen Sparten in den Häusern in den Blick genommen werden.