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Internationale Tage Jüdischer Musik locken 1000 Besucher an. Foto: Hufner
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Kulturminister sehen extreme Notlage

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Berlin - Aus der Kultur kommt viel Protest gegen die neuerlichen Schließungen wegen der Corona-Pandemie. Auch die Kulturstaatsminister von Bund und Ländern sind in Sorge.

Mit der Schließung von Theatern, Opern, Konzerthäusern oder Kinos sehen die Kulturministerinnen und -minister von Bund und Ländern eine «Verschärfung der extremen Notlage, in der sich die ganze Branche befindet». Die vom Bund geplanten Überbrückungshilfen müssten «nun schnell, unbürokratisch und kurzfristig wirksam umgesetzt werden», heißt es in einer Mitteilung der Ministerrunde vom Freitag.

«Die Lage ist ernst», sagte der Vorsitzende der Kulturministerkonferenz, Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU). «Es ist unbedingt notwendig, dass eine schnelle und pragmatische Unterstützung unserer Kulturschaffenden erfolgt, damit die Folgen der Pandemie und ihre massiven Auswirkungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft so weit wie möglich abgemildert werden.» Kunst und Kultur seien ein zentrales Element der demokratischen Gesellschaft und könnten nach der Krise Brücken bauen zurück in die Normalität. «Wir müssen die reichhaltige und breite Kulturlandschaft in Deutschland mit vielen großen und kleinen Einrichtungen sowie Kulturschaffenden erhalten.»

Gegenüber den Bundesministern Olaf Scholz (Finanzen/SPD) und Peter Altmaier (Wirtschaft/CDU) drängen die Kulturminister darauf, bei der Wirtschaftshilfe «die Kultur- und Kreativbranche angemessen zu berücksichtigen, weil diese in besonders hohem Maße von den Auswirkungen der kommenden wie schon der bisherigen, teilweise durchgängigen Schließungen betroffen ist». Die Kultur dürfe nicht zum Opfer der Krise werden.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters befürchtet angesichts neuer Corona-Beschränkungen schwere Folgen für die Kulturszene. «Ich bin in großer Sorge um die Kultur», sagte die CDU-Politikerin in einer Stellungnahme. «Leider zwingt uns die Dynamik des Infektionsgeschehens zu harten Maßnahmen», sagte Grütters. «Doch bei allem Verständnis für die notwendigen neuen Regelungen: Für die Kultur sind die erneuten Schließungen eine echte Katastrophe.»

Kultur sei weit mehr als Freizeit und Unterhaltung. «Sie ist kein Luxus, auf den man in schweren Zeiten kurzerhand verzichten kann.» Kultur sei «das notwendige Korrektiv in einer lebendigen Demokratie. Gerade das macht sie natürlich systemrelevant.»

Es gehe um Tausende Kinos, Privattheater, das gesamte Bühnengeschehen, Clubs oder Festivals. Betroffen seien zahlreiche Beschäftigte. «Es geht um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt an Wertschöpfung beitragen und häufig als Soloselbstständige arbeiten», sagte Grütters. Einnahmeausfälle in den Kultureinrichtungen müssten «schnell, effizient und großzügig» kompensiert und für die vielen Soloselbstständigen passgenaue Förderungen geschaffen werden.

Der Intendant der Hamburger Elbphilharmonie, Christoph Lieben-Seutter, äußerte unterdessen Verständnis für den Teil-Lockdown und den damit einhergehenden weitgehenden Stillstand des kulturellen Lebens. «Es ist zwar schade um die vielen schönen Konzerte im November, aber ich halte die Entscheidung prinzipiell für den richtigen Weg, um die Pandemie in den Griff zu bekommen», sagte Christoph Lieben-Seutter der Deutschen Presse-Agentur.

Dagegen kritisierte der Dirigent Thomas Hengelbrock das Verbot von Kulturveranstaltungen und forderte eine andere Strategie. «Die Politik denkt zu kurz», sagte der Leiter des Freiburger Balthasar-Neumann-Chors und -Ensembles der «Badischen Zeitung». Er gehe davon aus, dass die Infektionszahlen im Dezember wieder steigen. Dann stehe man im Januar wieder vor der gleichen Situation. Seit dem Sommer sei die Entwicklung verschlafen worden.

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