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Münchener Biennale 2010 beschäftigt sich mit Urwaldzerstörung und Klimawandel

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München - Ein multimediales Musiktheaterprojekt über die Zerstörung des amazonischen Regenwaldes und den Klimawandel steht im Mittelpunkt der Münchener Biennale 2010. «Das ist das größte Werk, das wir jemals vorbereitet haben», sagte der künstlerischer Leiter des Internationalen Festivals für neues Musiktheater, Peter Ruzicka, am Mittwoch in München.

Das «Amazonas»-Projekt entstand in vierjähriger Zusammenarbeit von Künstler, Wissenschaftlern und Angehörigen des im Amazonasgebiet lebenden Indianervolkes der Yanomami. Nach der Uraufführung in München soll das Werk in Rotterdam, Lissabon und Sao Paulo gezeigt werden.

Die 12. Münchener Biennale präsentiert vom 27. April bis 12. Mai unter dem Motto «Der Blick des Anderen» fünf Musiktheater-Uraufführungen sowie vier Orchesterkonzerte mit den Münchner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Radio-Sinfonieorchester Wien sowie dem BR-Rundfunkorchester. Insgesamt stehen elf Auftragswerke der bayerischen Landeshauptstadt München auf dem Programm. Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers nannte das Motto «unserer Zeit sehr angemessen». Kultur habe heute die Aufgabe, das Leben zu entschleunigen und eine «Gegenwelt zum entfesselten Kapitalismus» entstehen zu lassen.

Ökologisch und kulturell sei Amazonien ein «Kerngebiet des globalen Schicksals», betonte Ruzicka. «Und der Regenwald ist der eigentliche Protagonist des Werkes.» Im ersten Teil der «Amazonas»-Oper wird anhand von Texten des britischen Entdeckers Walter Raleigh der von «Bewunderung und Begehrlichkeit» geprägte Blick der Europäer auf das jungfräuliche Wald- und Wasserland geschildert. Der Komponist Klaus Schedel will dabei die «Gewalttätigkeit der Zerstörung durch Musik körperlich vermitteln».

Der zweite Teil schildert den Blick der Yanomami und ihres Schamanen auf ihre Heimat, wobei die Musik des Brasilianers Tato Taborda «Momente indigener Traditionen» mit einbezieht. Der dritte Teil schließlich handelt vom Blick in die Zukunft Amazoniens als Objekt globaler Klimaverhandlungen, wobei der Medienkünstler Peter Weibel, Leiter des Karlsruher Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM), und der Komponist Ludger Brümmer dem von einem Vokal-Ensemble verkörperten Wald einen virtuellen Konferenztisch gegenüberstellen, an dem Repräsentanten aus Politik, Kirche, Wissenschaft und Wirtschaft die Sache des Amazonas verhandeln.

Eröffnet wird die 12. Münchener Biennale mit der Oper «Maldoror» von Philipp Maintz. Literarische Grundlage des Werkes sind die «Gesänge des Maldoror» von Isidore Ducasses alias Comte de Lautréamont, der in seiner 1868 publizierten Dichtung die «Inkarnation des kristallklaren Bösen» (Maintz) schilderte. Auf einem dramatischen Gedicht von Rainer Maria Rilke basiert die Oper «Die weiße Fürstin» des in Ungarn geborenen Komponisten Márton Illés. Die chinesische Komponistin Lin Wang wählte eine Erzählung der chinesischen Dichterin Can Xue für ihre neue Oper «Die Quelle», in der traditionelle chinesische sowie europäische Instrumente zum Einsatz kommen. Fünf neue Kurzopern, frei von Literaturvorlagen und Traditionen, werden in einem Projekt der Hochschule für Musik und Theater München «August Everding» zusammengefasst.

Die Biennale wurde 1988 von dem Komponisten Hans Werner Henze ins Leben gerufen. Seit 1996 verantwortet der Komponist und Musikmanager Ruzicka Konzept und Programm der Biennale. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival gilt als europaweit bedeutendstes Forum für moderne Opern.

www.muenchenerbiennale.de

 

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