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Premiere ohne Regisseur - Oper Stuttgart erinnert an Serebrennikow

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Stuttgart - Zur Premiere der Oper «Hänsel und Gretel» am kommenden Sonntag (22. Oktober) in Stuttgart dürfte der Regisseur Kirill Serebrennikow weiter in Moskau festsitzen. Dennoch werde ein Platz im Theater frei gehalten für ihn, sagt ein Opernsprecher. Hoffnung, dass der in Russland und im Westen gefeierte Theatermacher seine Heimat verlassen darf, gibt es aber kaum noch.

Die russische Justiz wirft dem renommierten Regisseur vor, staatliche Fördergelder veruntreut zu haben - der 48-Jährige bestreitet dies. Nutzen will die Staatsoper die Neuinszenierung nun vor allem auch, um auf das Schicksal des Künstlers aufmerksam zu machen. Die Leitung der Staatsoper hält - wie viele Kulturschaffende in Russland - das Verfahren für politisch motiviert. Die Stuttgarter sehen darin einen Versuch, den gesellschaftskritischen Regisseur einzuschüchtern und in seiner künstlerischen Freiheit zu beschränken.

Opernintendant Jossi Wieler und das Produktionsteam wollen an diesem Mittwoch (18. Oktober) über den Stand der Produktion informieren. Sie zeigen dann vor Medienvertretern zum ersten Mal den Rohschnitt eines Werks der Filmakademie Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk (SWR) über die ungewöhnliche Produktion. Gezeigt wird die Dokumentation «Der Fall Serebrennikow. Wie die Stuttgarter Oper mit «Hänsel und Gretel» für die Freiheit der Kunst kämpft» am 19. November im SWR-Fernsehen in der Kulturmatineé (11.00 Uhr). Die Filmemacherin Hanna Fischer hatte das Projekt Serebrennikows monatelang begleitet.

Im Mittelpunkt der Bühnenproduktion steht ein abendfüllender Spielfilm Serebrennikows. Er erzählt das Märchen «Hänsel und Gretel» im Kontext der Globalisierung - am Schicksal von zwei afrikanischen Kindern aus Ruanda, die auf der Suche nach dem Glück in die Welt des Konsums gelangen. Die Premierenabend trägt den Untertitel «Ein Märchen über Hoffnung und Not, erzählt von Kirill Serebrennikow». Das Staatstheater will es Serebrennikow nach seiner Freilassung noch ermöglichen, das Werk selbst komplett zu inszenieren.

Die Oper hatte bereits in den ersten Oktober-Tagen in einem Sonderprogramm Arbeiten Serebrennikows gezeigt. Künstler und Politiker in vielen Ländern forderten Serebrennikows Freilassung. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bat zuletzt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wegen der kulturpolitischen Bedeutung dieses Falls «von europäischer Dimension» um Unterstützung. Serebrennikow sei ein «Sinnbild für die engen kulturellen deutsch-russischen Beziehungen», sagte Kretschmann. Er lud Merkel zur Premiere nach Stuttgart ein. Eine Antwort auf die Einladung lag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bis Freitag nicht vor.

Erwartet werden am 22. Oktober auch Stars der russischen Kulturszene. Bereits am Nachmittag ist eine Podiumsdiskussion unter dem Titel «Chronik der Ereignisse - Kirill Serebrennikow im Visier der Staatsgewalt» im Opernhaus geplant.

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