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Protest: Ende der Zensur in Weißrussland

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In der Republik Weißrussland kursieren derzeit Listen mit den Namen von Autorinnen und Künstlern, deren Werke willkürlich als »jugendgefährdend« bezeichnet werden. Gegen eine Zensur der weißrussischen Künstler protestiert der Verband deutscher Schriftsteller in Berlin. Er ruft auf, den Protest mit Unterschriften zu unterstützen.

Zu den Erstunterzeichnern gehören: Imre Török | Klaus Staeck | Johano Strasser | Günter Kunert | Elfriede Jelinek | Herta Müller | Regine Möbius | Anna Dünnebier | Dirk Sager | Christa Schuenke | Hinrich Schmidt-Henkel | Herbert Wiesner | Heinrich Bleicher-Nagelsmann | Hans Peter Bleuel | Fred Breinersdorf | Erich Loest


Brief an den Präsidenten der Republik Belarus im Wortlaut

 

Sehr geehrter Herr Präsident Lukashenko,
in der Republik Weißrussland kursieren derzeit Listen mit den Namen von Autorinnen und Künstlern, deren Werke willkürlich als »jugendgefährdend« bezeichnet werden, um sie aus den Zeitungen und Journalen, aus den Sendungen von Radio und Fernsehen, von den Konzertbühnen und aus den Theatern zu verbannen.

Sollte jede Form von Zensur Ihrem Verständnis und dem Ihrer Regierung von einer freien, vielgestaltigen Kunst und Kultur ebenso widersprechen wie dem Verständnis der hier Unterzeichnenden, fordern wir Sie auf, der Verbreitung und Verwendung dieser »Schwarzen Listen« unverzüglich Einhalt zu gebieten.

Wir, die hier unterzeichnenden Autoren und Künstlerinnen, vertreten mit unseren Texten und Liedern, mit unseren Bildern und Skulpturen, auf der Bühne und vor der Kamera bestimmte Werte, die der deutsche Dichter und Dramatiker Bertolt Brecht einst so formulierte:

1.Völlige Freiheit des Buches, mit einer Einschränkung.
2.Völlige Freiheit des Theaters, mit einer Einschränkung.
3.Völlige Freiheit der bildenden Kunst, mit einer Einschränkung.
4.Völlige Freiheit der Musik, mit einer Einschränkung.
5.Völlige Freiheit des Films, mit einer Einschränkung.
Die Einschränkung:
Keine Freiheit für Schriften und Kunstwerke, welche den Krieg verherrlichen oder als unvermeidbar hinstellen, und für solche, welche den Völkerhass fördern.

Diese Werte sind seit über einem halben Jahrhundert die Grundlage des Schaffens der Künstlerinnen und Autoren in den Demokratien Europas und weltweit. Sie gelten im digitalen Zeitalter auch für das Internet und andere Neue Medien. Diese Werte sind unvereinbar mit der Existenz von »Schwarzen Listen« unerwünschter Theater, Literaten, Bands und anderer Kulturschaffender.

Bis diejenigen Künstler, die heute betroffen sind, diese Freiheiten in der Republik Weißrussland nicht bestätigen können, fordern wir Sie auf, Herr Präsident, unsere Namen der Liste unserer verbotenen Kollegen hinzuzufügen.

Freiheit, Demokratie und Menschenrechte sind unteilbar. Wo keine Freiheit ist, hat auch Kunst keine Heimat.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Berlin, 26. Juli 2011

 

 

Mit unterzeichnen

Wer den Aufruf unterstützen und ihn mit unterzeichnen möchte, sende bitte eine e-Mail mit dem Betreff "Protest gegen Zensur in Weißrussland"
unter Angabe seines Vornamens, Namens sowie von Postleitzahl und Wohnort an:
vs [at] verdi.de (vs[at]verdi[dot]de)
oder an:
FAX: +49.30.6956-3656
oder an:
VS in ver.di, 10112 Berlin