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Opernliebhaber und Callas-Verehrer: Film- und Bühnenregisseur Werner Schroeter gestorben

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Er zählte zu den umstrittensten deutschen Filmemachern und galt als radikaler Experimentierer. Kritiker liebten oder verschmähten Werner Schroeter, der sich nach abgebrochenem Psychologie- und Filmstudium sein Handwerk selbst beigebracht hatte. In seinen Arbeiten zelebrierte der Film- und Bühnenregisseur seinen Hang zum Opulenten und Melodramatischen. Nur wenige Tage nach seinem 65. Geburtstag starb Schroeter am Montag in einer Klinik in Kassel an Krebs. Bei der diesjährigen Berlinale im Februar war er noch mit dem schwul-lesbischen Teddy Award für sein Lebenswerk geehrt worden.

Der Opernliebhaber und Maria-Callas-Verehrer wurde am 7. April
1945 in Georgenthal in Thüringen geboren und wuchs in Bielefeld und Heidelberg auf. Er galt neben Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog oder Wim Wenders als einer der wichtigsten Vertreter des neuen deutschen Kinos. In den 1970ern hatte der homosexuelle Filmemacher, der eng mit Rosa von Praunheim befreundet und kurz mit diesem liiert war, keinen festen Wohnsitz, drehte in Mexiko, Frankreich, dem Libanon, Tschechien, Österreich, den USA und Italien.

Sein größter künstlerischer und kommerzieller Erfolg war «Palermo
oder Wolfsburg», der 1980 bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. In dem Film beschreibt Schroeter am Schicksal eines sizilianischen Gastarbeiters die Bundesrepublik als kaltes und abweisendes Land. Weil er in Deutschland keine Aufträge bekam, drehte er in den 1980ern weiter im Ausland - etwa auf den Philippinen und in Argentinien. Erst 1990 realisierte Schroeter mit «Malina» wieder einen Spielfilm in Deutschland. Dieser lief als deutscher Beitrag im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes.

In den 1980ern und 1990ern erhielten auch Schroeters zahlreiche
Theater- und Operninszenierungen von «Don Carlos» über «König Lear» und «Werther» bis zu «Caligula» viel Aufmerksamkeit und sorgten immer wieder für Skandale. Schroeter arbeitete an zahlreichen Bühnen - darunter dem Hamburger Schauspielhaus, dem Berliner Ensemble, der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, dem Opernhaus Bonn. Dabei polarisierte der Regisseur, der dick auftrug und keine Angst vor Kitsch kannte, weiter: Mal klatschte das Feuilleton Beifall, mal fand die Kritik keinen Zugang.

Sein Comeback auf der Leinwand feierte Schroeter 2002 in Cannes
mit dem Beitrag «Deux» über zwei bei der Geburt getrennte
Zwillingsschwestern - in einer Doppelrolle von Isabelle Huppert
dargestellt. 2008 feierte das Bürgerkriegsmelodram «Diese Nacht» bei den Filmfestspielen von Venedig Premiere. In dem Jahr bekam Schroeter auch den Sonderpreis der Jury für sein Gesamtwerk. Und auch kurz vor seinem Tod wurde der unkonventionelle Regisseur noch großzügig mit Preisen bedacht: Neben dem Special Teddy der Berlinale bekam er im März zusammen mit seiner Kamerafrau Elfi Mikesch den Friedrich-Wilhelm-Murnau-Filmpreis.

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