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Souveräner Sachwalter Janáčeks und Mozarts: Sir Charles Mackerras ist tot

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Ähnlich wie Günter Wand erlangte auch Charles Mackerras erst spät jene Anerkennung über Kennerkreise hinaus, die ihm angesichts seiner interpretatorischen Leistungen gebührte. Am gestrigen 15. Juli ist der australische Dirigent, der vor allem wegen seiner Janáček- und Mozart-Deutungen zu Weltruhm gelangt ist, in seiner Wahlheimat London im Alter von 84 Jahren verstorben.

Der 1925 geborene, ausgebildete Oboist wurde 1947 Schüler des legendären Dirigenten Václav Talich in Prag, wo ihn die Begegnung mit tschechischer Musik nachhaltig prägte. Seine auf intensives Quellenstudium zurückgehenden Einspielungen der Opern Leoš Janáčeks sind Meilensteine der Diskografie.

Stationen seiner Tätigkeit waren unter anderem die Londoner Sadler’s Wells Opera, die Hamburgische Staatsoper, das Royal Opera House Covent Garden und die Tschechische Philharmonie. Mackerras war Prager Ehrenbürger und wurde 1979 von der Queen geadelt.

Seine Auseinandersetzung mit der historischen Aufführungspraxis – regelmäßig arbeitete er mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment zusammen – übertrug er auch auf seine Arbeit mit modernen Orchestern, wovon seine Einspielung der Mozart-Sinfonien mit dem Prager Kammerorchester und die einiger Mozart-Opern mit dem Scottish Chamber Orchestra zeugen. Sein Theaterinstinkt, seine Stilsicherheit und seine Fähigkeit, mit den Sängern zu atmen und zu gestalten, geben diesen Aufnahmen ihren zeitlosen Rang. Auch für den speziellen Charme der Operetten von Gilbert & Sullivan besaß Mackerras ein untrügliches Gespür und lieferte zahlreiche Referenzeinspielungen ab.

Nicht nur die englische Musikwelt hat mit ihm einen herausragenden Interpreten verloren.
 

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