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Ost- und Nordfassade des Humboldt Forums. Foto: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: Alexander Schippel
Ost- und Nordfassade des Humboldt Forums. Foto: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss / Foto: Alexander Schippel
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Spenden für Prestigeobjekte wie Humboldt Forum sollen benannt werden

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Berlin (dpa) - Mit Blick auf umstrittene Privatspenden für das Berliner Humboldt Forum haben Kulturverantwortliche eine Offenlegung von Mäzenatentum bei öffentlichen Prestigebauten ins Spiel gebracht. Entsprechend äußerten sich der Generalintendant des Zentrums für Kunst, Kultur und Wissenschaft, Hartmut Dorgerloh, und Berlins Kultursenator Klaus Lederer in Gesprächen mit der Deutschen Presse-Agentur.

Das 680 Millionen Euro teure Zentrum für Kunst, Kultur und Wissenschaft hinter der historisierenden Schlossfassade gilt als aktuell wichtigstes Kulturprojekt Deutschlands. Das Humboldt Forum konnte nach dem Willen des Bundestages nur entstehen, weil eine private Initiative für die umstrittene Rekonstruktion der Schlossfassade gut 100 Millionen Euro sammelte.

Von Großspender Ehrhardt Bödecker etwa wurden antidemokratische Äußerungen bekannt. Die Familie des 2016 gestorbenen Bödecker bestätigte die Vorwürfe. Auch zu anderen Spendern gibt es kritische Berichte. Wilhelm von Boddien, oberster Spendensammler beim «Förderverein Berliner Schloss», sieht es nicht als seine Aufgabe, Spender zu überprüfen. «Ich bin kein Schnüffler», hatte er der dpa dazu gesagt. Es gelte auch bei Spenden die Unschuldsvermutung. Allerdings habe er nicht alle Angebote angenommen. «Bei ganz offensichtlichen Fällen habe ich Spenden auch abgelehnt.»

Die Offenlegung liege bisher in der Entscheidung der Spenderinnen und Spender, sagte Dorgerloh. Es sei eine grundsätzliche Frage bei prominenten und wichtigen, auch durchaus strittigen Projekten der öffentlichen Hand, «inwieweit man das von privaten Spenden abhängig machen will oder ob Steuerzahlerinnen und Steuerzahler auch das gesamte Projekt bezahlen sollen».

Die andere Frage sei, ob es eine andere Art von Spendenpraxis brauche, «bei der - wie in anderen europäischen Ländern oder bei Parteispenden - schon ab einer relativ niedrigen Höhe die Zustimmung zur Namensnennung gegeben werden muss». Gleichzeitig müsse auch diskutieren werden, «ob man damit dann bereit ist, in Kauf zu nehmen, dass es möglicherweise weniger Spenden geben wird».

Lederer bezeichnete es als «generell inakzeptabel», Sponsorings und Kultur-Mäzenatentum intransparent zu lassen. «Von Anfang an hätte man diesen Weg nicht gehen dürfen, die Diskrepanz zwischen Spendensammeln einerseits und der Verwirklichung eines öffentlichen Großprojekts andererseits, bei dem Widersprüche nicht aufgelöst, nicht transparent gemacht, nicht auf den Tisch gelegt werden.»

Der Linke-Politiker sieht einen «eklatanten Widerspruch zwischen der baulichen Hülle und dem inhaltlichen Anspruch der Einrichtung». Die Frage, wer eigentlich wofür gespendet habe, gehöre für ihn dazu. «Es ist nicht die Vielfalt der Gesellschaft, die zur Wiedererrichtung des Schlosses gespendet hat, sondern es waren offenbar zu einem nicht geringen Teil Leute, die damit eine bestimmte historische Bestimmung der Mitte der Stadt verbunden haben.» Diese seien «nicht in jeder Hinsicht als fortschrittlich zu charakterisieren».

Kultursponsoring habe Ecken und Kanten. «In der Regel werden so Defizite der öffentlichen Kulturförderung ausgeglichen», sagte Lederer. Im öffentlichen Bereich habe es eigentlich nichts zu suchen. «Es spricht nichts dagegen, dass Menschen, die über Geld verfügen, es auch für gute Zwecke geben. Aber es ist für mich immer noch ein Problem, dass die Situation der Kulturhaushalte in der Bundesrepublik Deutschland so ist, dass vielfach nicht darauf verzichtet werden kann, dass sich private Unternehmen oder auch Einzelpersonen mittels Kultursponsoring auch zu Marketingzwecken im Kulturbereich engagieren, wo die Inanspruchnahme privater Gelder schon eingepreist und vorausgesetzt wird.»

Auch die nicht weniger kritisierte Kuppel mit Kreuz ist aus privaten Spenden finanziert. Dorgerloh sieht den Bau und seine Erscheinung in einem Prozess. «Wir werden auf jeden Fall auch in fünf Jahren weiter über die Geschichte des Ortes und den Umgang mit religiösen Symbolen diskutieren.» Bis dahin werde es bereits Veränderungen gegeben haben, etwa durch künstlerische Interventionen. «Da sind wir ja in Gesprächen, und es gibt verschiedene Vorstellungen, was man in dem Kontext von Kuppel und Kreuz und überhaupt mit der Silhouette des Hauses machen kann», sagte Dorgerloh.

Lederer sagte dazu: «Dass Kuppel, Spruchband und Kreuz oben auf dieses Haus kommen, ohne dass es irgendwo mal ganz offen, transparent und nachvollziehbar in einem öffentlichen Diskurs so verabredet worden ist, das geht nicht. Nur weil es Spinner gibt, die dafür Geld auf den Tisch legen, um sich ein Denkmal für die Ewigkeit zu setzen.»

 

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