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Weimarer Kompositionsprofessor erforscht im Norden Kanadas den Obertongesang der Urbevölkerung

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Der Klangkünstler Robin Minard, dessen Installationen bereits weltweit zu hören waren, lehrt seit 1997 Elektroakustische Komposition an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Nun geht er auf eine ganz besondere Mission. Deutschlandradio Kultur beauftragte ihn mit einer „Radio-Komposition“, für die er im März 2013 drei Wochen lang zu den Inuit in ihrem Territorium Nunavut im Nordosten Kanadas reisen wird. Dort will er Aufnahmen des speziellen Obertongesangs der Inuit sowie von den Geräuschen der arktischen Umgebung machen.


Zurück in Deutschland wird aus diesem Tonmaterial eine 55-minütige Komposition mit dem Titel „The Qikiqtaaluk Deep Map“ entstehen, die im Herbst 2013 im „Klangkunst“-Programm von Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt werden soll. Der Titel bezieht sich auf die Baffininsel im Norden von Kanada: Qikiqtaaluk ist der Inuit-Name für diese Region. In diesem selbst verwalteten Territorium pflegt die indigene Bevölkerung ihre von komplexen Rhythmen geprägte Sprache sowie die besondere Kunst des Obertongesangs. Neben seinen klanglichen Feldforschungen bei Durchschnittstemperaturen von minus 20 bis minus 25 Grad Celsius wird Prof. Minard auch Interviews mit den Inuit zu ihrer Geschichte und ihren Traditionen führen.

Für die Inuit haben Klänge generell eine spezielle, oftmals kulturell unterlegte Bedeutung. Geräusche sind eng mit der Topographie der sie umgebenden Landschaft sowie mit dem täglichen Überlebenskampf im ewigen arktischen Winter verknüpft. Die visuelle Wahrnehmung ist auf das Nötigste reduziert, dafür besitzen die Inuit ein extrem verfeinertes Gespür für Klangnuancen. Ihre traditionsreichen Unternehmungen wie das Jagen und Fischen werden oftmals von besonderen, akustischen Signalen begleitet, die auf natürliche Geräusche referieren. Das gesammelte Klangmaterial wird Robin Minard in seiner „Radio-Komposition“ in multiplen Schichten übereinanderlegen und vernetzen. Im Ergebnis sollen elektroakustische Impressionen aus der Lebenswelt der Inuit, ihres Gesangs, ihrer sozio-kulturellen Situation und der „akustischen Geographie“ ihrer arktischen Heimat entstehen.

Die wöchentliche „Klangkunst“-Sendung auf Deutschlandradio Kultur (früher „HörspielWerkstatt“) gibt es seit dem Jahr 1995. Hier werden die formalen Möglichkeiten des Hörspiels erweitert, neue Gattungen erprobt und die Hörer mit hervorragenden Beispielen internationaler Klangkunst bekannt gemacht. Die Sendung umfasst die gesamte Bandbreite neuer Radiokunst vom experimentellen Hörspiel über Klangpoesie, Text-Geräusch-Collagen, Soundscapes (Klanglandschaften), mehrsprachigen Kompositionen bis hin zu elektronischen und digitalen „Radio-Performances.“
 

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