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Zum 10. Todestag: Messiaen-Retrospektive mit großem Klavierzyklus

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Essener Forum Kreuzeskirche bietet Konzerte, Ausstellungen, Symposien: Anlässlich des zehnten Todestages von Olivier Messiaen Ende April würdigt das Essener Forum Kreuzeskirche e.V. den französischen Komponisten mit einer Retrospektive, wie sie ambitionierter kaum sein kann.

Unter dem Motto „Musik sehen, Licht hören“ und unterstützt vom Land NRW und deren Musikhochschulen und Universitäten präsentieren bis Ende Mai Solisten und Ensembles auf insgesamt 19 Konzerten große Teile von Messiaens kompositorischem Gesamtschaffen. Beteiligt sind dabei unter anderem die international renommiertesten Interpreten von Messiaens Orgelwerk. Ferner konnten mit dem ensemble ecoute und der Musikfabrik zwei profilierte Ensemble für zeitgenössische Musik gewonnen werden. Vorträge, Symposien, Akademien und eine Ausstellung runden die Konzerte ab.
Nachdem Gerard Mortier als Gast-Dozent das Festival am Ostersonntag eröffnet hatte, ging es am vergangenen Samstag mit dem ersten Konzert eines großen, fünfteiligen Klavierzyklus weiter, mit dem der gerade einmal 28 Jahre junge Pianist Markus Bellheim intepretatorische Maßstäbe setzen kann. Markierten die Preludes von 1929 noch einen starken spät-impressionistischen Bezug, so markiert spätestens Messiaens Komposition „Cantéyodjaja“ (1949/1953) eine selbstbewussten Tonsprache, die die musikalische Moderne im 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt hat. Neben einer markanten rhythmischen Struktur geht die ästhetische Wirkung vor allem aus Klangballungen, Kontrastwirkungen und einem extremen Modellieren des Klanges hervor. Pianist Markus Bellheim förderte hier erstaunliche Effekte zutage und ließ aus den Klaviertasten eine atemberaubende Klangmalerei erwachsen. Phänomenal ist seine Fähigkeit, rasante, glissandohafte Aufwärtsbewegungen oder hämmernde Tonrepetitionen zu organischen Klangflächen auszugestalten. Messiaens mittlere und spätere Werke demonstrieren eindrucksvoll, dass dieser, der sich von Religion und Natur inspirieren ließ, nicht nur intellektuell in Tonbeziehungen dachte, sondern zudem vom Einzelklang eine regelrecht physische Vorstellung hatte. Bellheims Anschlagskultur wird in höchstem Maße solchen klangsinnlichen Herausforderungen gerecht.

Kontakt, Informationen und Gesamtprogramm: Forum Kreuzeskirche e.V. , Tel. 0201/ 24 86 547 , www.forum-kreuzeskirche.de, www.messiaen.de
Stefan Pieper
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