02.02.10 - Von wegen müder Mythos: Ernst Kreneks »Orpheus und Eurydike« klingt neu und unerwartet – auch auf textlicher Ebene. Der Maler (und in diesem Fall Librettist) Oskar Kokoschka verschränkte die alte Geschichte mit seiner eigenen Liebesqual, das Resultat seiner desaströsen Liaison mit Alma Mahler. Reinste Psychoanalyse, der auch die konzertante Aufführung unter der Regie von Karsten Wiegand folgt. Dieser lässt das Orchester von der Horizontalen in die Vertikale wechseln, platziert die Musiker in einem aufstrebenden Gerüst und projiziert seitwärts assoziative Bilder. »Wir werden eine Art Tafelbild der Psyche aufbauen«, erläutert Wiegand die ungewöhnliche Bühnengestaltung im Konzerthaus.
Mit der Neuinszenierung wagen Lothar Zagrosek und das Konzerthausorchester Berlin die erste szenische Einrichtung der Oper seit 17 Jahren – und die dritte überhaupt seit ihrer Uraufführung. Der klanggewaltige Geniestreich von 1926 mit der Musik des Österreichers Ernst Krenek beleuchtet den antiken Mythos neu in einer modernen, psychoanalytischen Interpretation. »Die Ausdruckskraft dieser Oper lässt die Menschen mitfühlen, was sie bei strengen Zwölftonkompositionen vielleicht noch nicht ganz nachvollziehen können«, so Zagrosek. »Ich möchte, dass die Menschen verstehen, was sie hören, dass sie das gerne hören, ohne dass ich dafür das Niveau senken oder Regietheater-Sensationen übers Knie brechen muss.«
Orpheus-Video
Ein gelungenes Video über ein spannendes Projekt! Lothar Zagrosek hat mit solchen “Ausgrabungen” über Jahre deutliche Akzente im Berliner Konzerthaus gesetzt (letztes Jahr Braunfels´”Die Vögel”, nun Krenkes “Orpheus”). Mit großer Begeisterung und Engagement war auch der Ernst Senff Chor an diesen Aufführungen beteiligt und hatte seinen Anteil am Erfolg der Konzerte. Schade, dass der Chor im Film nicht zu sehen ist (eine Ihrer Kameras war in den Proben stundenlang auf den Chor gerichtet) oder wenigstens erwähnt wurde.
Na, dann vielleicht beim nächsten mal…
Frohes Schaffen weiterhin + Grüße aus Berlin,
David Wesseler (Dipl. Kultur- und Medienmanager, M.A.)
Orpheus-Video_Chor
Die Aufnahmen zum Trailer “Konzerthaus live” entstanden bereits im Vorfeld auf einer der ersten Hauptproben, bei der der Chor noch nicht beteiligt war. Die Kamera, die Sie erwähnten, war erst beim kompletten Mitschnitt der Generalprobe in Aktion.
Bei Interesse an dieser Aufzeichnung melden Sie sich am besten demnächst direkt beim Konzerthaus.
lg
Jörg Lohner
nmzMedia