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Die US-Amerikanische Altsaxophonistin Grace Kelly eröffnet „Women in Jazz“. Foto: Women in Jazz
Die US-Amerikanische Altsaxophonistin Grace Kelly eröffnet „Women in Jazz“. Foto: Women in Jazz
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Die Magie des Weiblichen - Das Jazzfestival „Women in Jazz“ verzaubert die Saalestadt Halle

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Nur noch zwei Tage, dann ist es soweit: „Women in Jazz“, das einzige zeitgenössische europäische Musikfestival, bei dem hochkarätige internationale Jazzkünstlerinnen im Mittelpunkt stehen, beginnt in der Halle. Die Stadt, die eigentlich mit Georg Friedrich Händel in einem Atemzug genannt wird, verwandelt sich vom 09. bis 14. Februar in eine Jazzmetropole mit einem vielseitigen und vor allem weiblichen Jazzangebot.

Die Magie des Weiblichen im Jazz ist der eigentliche Beweggrund für das Jazzfestival „Women in Jazz“. Die Jazzszene in der Welt ist in den vergangenen Jahren wie noch nie auch durch große Künstlerinnen geprägt worden. Dabei haben Jazzmusikerinnen in den vergangenen zwei Jahrzehnten wichtige Impulse für die Entwicklung des Jazz gegeben. Die dominierende Stellung der Frauen im Vokaljazz, hat sich zunehmend durch die Emanzipation im Instrumentaljazz ergänzt. Dieser Entwicklung trägt das Festival inhaltlich Rechnung. Dabei kommt es den Gestaltern des Festivals darauf an, die durch Kreativität und künstlerische Qualität geprägten, und durch Jazzmusikerinnen dominierten Jazzprojekte auf dem Festival zu präsentieren. Unter diesem Aspekt gehört die zur Normalität gewordene Zusammenarbeit mit männlichen Jazzmusikern auch auf dem Festival zum Alltag.
 
In diesem Jahr ist Musik auf dem Ursprungsland des Jazz, den USA, ein Themenschwerpunkt. Die US-Amerikanische Altsaxophonistin Grace Kelly wird das Festival eröffnen. Sie ist eine der talentiertesten jungen Saxophonisten unserer Zeit. Obwohl erst 17 Jahre alt, hat sie bereits fünf Alben aufgenommen und tritt auf der ganzen Welt zusammen mit namhaften Künstlern auf. An ihrer Seite steht an diesem Abend die kanadische Trompeter- und Flügelhornspielerin Ingrid Jensen, die Grace Kelly extra „themenbezogen“ für das Konzert in Halle in ihre Band geholt hat. Gleichfalls aus den USA kommt am 12. Februar die amerikanische Frauen-Big-Band „Diva Jazz Orchestra“ in die Oper nach Halle. Die aus 15 Frauen bestehende Gruppe gründete sich im Jahr 1993 in New York. In einem harten swingenden Erscheinungsbild spiegeln sich zum einen die großen Big-Bands der Swing Area wie Count Basie, Woody Herman und Buddy Rich, zum anderen aber auch die progressiven Harmonien der Gegenwart wider. Das Ensemble überzeugt zudem durch stimmgewaltige Solistinnen sowie einem präzisen und vitalen Sound. Zum Repertoire der „Diven“ gehören zum Beispiel Lionel Hamptons "Air Mail Special" und Hoagy Carmichael's "Stardust".
 
Jazz ist immer geprägt durch ein Zusammenfließen sehr verschiedenartiger musikalischer Quellen. Dabei sind es die differenzierten musikalischen Erfahrungen und Auffassungen der Künstler(innen), die letztendlich die Vielfalt und Besonderheiten des Jazz ausmachen. Dieser Besonderheit des Jazz bietet das Festival 2010 eine Plattform. Das Festival ist ein Treffpunkt für Musikerinnen, die gemeinsam Musizieren, mit dem Ziel neue musikalischer Erfahrungen auszuloten und eventuell auch neue musikalischer Projekte entstehen zu lassen. Für „Women in Jazz“ haben sich auch die zwei Formationen „Three Ladies“, bestehend aus der holländischen Jazztrompeterin Saskia Laroo, der saarländischen Saxofonistin Nicole Jo und der Berliner Sängerin Pascal von Wroblewsky und das Projekt „Pitch The Folk feat. Deirdre Cartwright“ zusammengeschlossen und präsentieren das Ergebnis ihrer Arbeit in zwei Konzerten am 13. Februar 2010 in der Oper Halle.
 
Besonders das Projekt um die groovige Trompeterin Saskia Laroo wird aufhorchen lassen. Vom traditionellen Jazz kommend, feiert das attraktive Energiebündel mit unglaublichem Potential in Europa und den USA große Erfolge. Das amerikanische Publikum und die Presse haben Saskia Laroo als „Lady Miles of Europe“ gefeiert. Mit ihrem Hip-Hop-Jazz-Programm und ihrer funky Band bringt die Trompeterin jeden Konzertsaal zum kochen. Dass sich ihre Band mit der Funk Saxofonistin Nicole Jo und der wohl bekanntesten Jazzstimme Deutschlands verbindet, lässt Spannung aufkommen. Pascal von Wroblewsky wird ihre große künstlerische Reife, aber auch ihre unkomplizierte Art mit Menschen und Musik umzugehen, die sie aus der Zusammenarbeit mit einer Vielzahl vom Musikern in unterschiedlichen musikalischen Projekten auf den Bühnen in Europa, Afrika und Mittelamerika erworben hat, in dieses Konzert einbringen. Ihre einzigartige Stimme ist geprägt von einem außerordentlich großen Tonumfang, großer Geschmeidigkeit und Gestaltungskraft.
 
Nach dem Trio „WitchCraft“ kommt nun zum zweiten Mal eine „all-female-jazz-band“ aus Deutschland zum Festival „Women in Jazz“. Im Oktober 2001 haben sich sechs Musikerinnen zur Band „Pitch The Fork“ zusammengefunden. Im Mittelpunkt ihres Jazz – Fusion - Konzertes steht das Zusammenspiel mit der wohl besten britischen Jazzgitarristin Deidre Cartwrigt, die an diesem Abend die Band verstärkt.

Natürlich ist auch der Vocaljazz zum Festival präsent. In der Oper Halle erklingen die markanten Jazzstimmen von Solveig Slettehjell (Norwegen) und Lisa Bassenge (Deutschland). Solveig Slettahjell (11. Februar 2010) hat mit ihrer ganz speziellen Art, durch Dehnung der Melodien völlig verborgene Untertöne heraus zu kitzeln, ein eigenes Markenzeichen entwickelt. Mit dieser oft mit „Slow Motion“ verglichenen Musizierweise erhielt die Künstlerin im Jahr 2001 den norwegischen Grammy, dem Spellemannsprisen. Lisa Bassenge (12. Februar 2010) gehört zu den umtriebigen neuen deutschen Jazzsängerinnen, denen die Zukunft offen steht. Ihr Name ist in der Berliner Szene mittlerweile ein Synonym für eigenwillige Neuinterpretationen – besonders beim Austoben in neuen Metiers zeigt Lisa Bassenge ausgiebig, was sie kann. Stets mit dem Gespür für das Passende ausgestattet, ohne sich dabei in eine Schublade sperren zu lassen, bleibt sie sich selber treu und trifft somit den Zeitnerv.

Zum Finale des Festivals am 14. Februar (bereits um 16.00 Uhr) sind die norwegische Sängerin Torun Eriksen und das Jazzchor Freiburg in der Konzerthalle Ulrichskirche zu erleben. Torun Eriksen ist eine Geschichtenerzählerin, wie es sie nur im Jazz gibt. Jeder ihrer tief emotionalen Songs breitet eine eigene Welt aus. Mit samtschwarzer Stimme, rau und wenn nötig mit sehr viel Soul, singt sie von den großen Gefühlen, der Melancholie, aber auch vom reinen Vergnügen, das Leben heißt. Master Mind Bugge Wesseltoft hat sie entdeckt. Ihre erste CD-Einspielung „Glittercard" sowie ihr zweites Album „Prayers & Observations" wurden von der norwegischen und internationalen Fachpresse begeistert aufgenommen. Sie wurde mit ihrer dunkel timbrierten Stimme als „außerordentliches Gesangstalent" und „Stimme des Jahres" gefeiert. Seit 2004 tourt die Sängerin durch ganz Europa und war bei zahlreichen großen Musikfestivals zu Gast. Mit dem Jazzchor Freiburg arbeitet die Künstlerin seit 2007 mit dem Jazzchor Freiburg zusammen. Nach einer erfolgreichen gemeinsamen Tournee durch Japan und Südkorea ist das Projekt jetzt in Deutschland unterwegs. Zu hören sind sowohl Stücke der Songwriterin in Arrangements, die speziell für den Jazzchor Freiburg geschrieben wurden, als auch Stücke des Chors, die von Torun Eriksen interpretiert werden.

Das Festival startet bereits am 9. Februar mit einer „jAHAzzlounge“ in der Oper Halle. Hier gibt es Jazz zum Kommunizieren, Hören, Sehen und Tanzen. Unter anderem sind die Performance „XALA“ der Schweizer Künstlerin Ania Losinger, die deutsche Band MoontimArtist und Fotografien des bekannten Fotografen Uwe Jacobshagen zu erleben. Zum Festival gibt es mehrere Ausstellungen.
Am Sonnabend, dem 13. Februar, jazzt es traditionell in Halle City in Kaufhäusern, Kneipen, Cafés, natürlich auch in der Jazzstraßenbahn und an weiteren Orten bei „City Jazz 2010“. Die Bands spielen in der Zeit von 11.00 bis 19.00 Uhr in unterschiedlichen Lokalitäten auf. Dass Jazzgewinnspiel wird die Jazzfans von einem „Jazzereignisort zum Anderen“ wandern lassen und verspricht gleichzeitig bei der Tombola verschiedenartige Gewinnchancen. Start ist um 11.00 Uhr auf dem „Alten Markt“ – das Finale ab 17.00 Uhr zu „JazzbyWöhrl“.
 

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