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Nach der Preisverleihung (v. li.): Enno Poppe, Hans Zender, Gertrud Zender und Philippe Albèra
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Happy New Ears: Enno Poppe und Philippe Albèra sind die ersten Preisträger der Hans und Gertrud Zender-Stiftung

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Als Auftakt des zweiten Münchener musica viva-Konzerts der Saison 2011/12 konnten geladene Gäste und interessierte Konzertbesucher einige Stunden zuvor in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste eine Preis-Premiere erleben. Der Komponist Enno Poppe und der Publizist Philippe Albèra erhielten jeweils einen mit 10.000 Euro dotierten Happy New Ears-Preis der Hans und Gertrud Zender-Stiftung.

Hans Zender, der mit seiner vor sechs Jahren gegründeten Stiftung schon mehrfach jüngere Komponisten und Musikwissenschaftler gefördert hatte, wies in seiner Preisrede darauf hin, dass die interpretatorischer Arbeit an der Musik vergangener Jahrhundert ein so großes Gewicht im Konzertleben bekommen hätte, dass die Neue Musik in Gefahr laufe, zur Subkultur zu werden. Mit dem biennalen Happy New Ears-Preis will Zender gegensteuern. Dass erstmals und auch zukünftig ein Publizist ausgezeichnet werde, habe auch mit einer stetigen wachsenden Unübersichtlichkeit der kompositorischen Verfahren und Strömungen zu tun. Zeitgenössische Musik müsse sorgsam vermittelt werden, damit man sich im „Chaos der vielen neuen Dinge orientieren kann“.

Dem Musikwissenschaftler Ulrich Mosch fiel die ungewöhnliche Aufgabe zu, eine Doppellaudatio auf Komponist und Vermittler zu halten. Der 1969 geborene deutsche Komponist Enno Poppe zählt nicht nur zu den wenigen jüngeren Künstlern, die sowohl als Komponist, als auch als Dirigent tätig sind. Poppes stattliches Werk umfasst Kammermusik, Ensemble- und Orchesterwerke sowie ein szenisches Werk. Die Jury, der neben Zender auch Winrich Hopp, künstlerischer Leiter der musica viva sowie die Komponisten Helmut Lachenmann und Isabe lMundry angehörten, begründeten ihre Wahl wie folgt: „Begabt mit einer ungewöhnlichen Klangfantasie und einem feinen Sinn für die Dramaturgie musikalischer Verläufe, gilt Poppes Interesse dem „Verhalten“ von einmal erfundenen musikalischen Strukturen unter wechselnden kontextuellen Bedingungen.“

In seiner Dankesrede wies Poppe darauf hin, dass das heute häufig bemängelte Fehlen einer ästhetischen Kontroverse wie sie aus der Zeit der Darmstädter Ferienkurse noch gut Erinnerung sei, kein Nachteil sein müsse. „Kontroversen machen Neue Musik nicht automatisch besser“, stellte er fest und auch die von Zender befürchtete Möglichkeit, dass zeitgenössische Musik zur Subkultur schrumpfe, schreckte ihn nicht. Subkulturen seien nichts Negatives, auch deshalb weil sie in großer Zahl vorkämen und diese Vielfalt sei es, die ihn als Komponisten interessiere.

Philippe Albèra wurde 1952 in Frankreich geboren, lebt und arbeitet seit vielen Jahrzehnten in Genf  und ist einer der wichtigsten Schweizer Musikpublizisten. Er machte unter anderem die Schriften von Arnold Schönberg, Heinz Holliger und Bernd Alois Zimmermann erstmals dem französischen Sprachraum zugänglich. Es sei ein Paradox, meinte Albèra, dass ein Resultat seiner Arbeit die Tatsache sei, dass die Schriften Zimmermanns auf französisch vollständiger vorlägen als auf deutsch. Mosch betonte in der Laudatio, dass im Zentrum von von Albèras Schreiben und Forschen immer  die „Bedeutung der Musik als Kunst für den Menschen heute“ stehe.  

 

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