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Sasha Waltz in Berlin. Foto: Staatsoper Berlin, Lartillot
Sasha Waltz in Berlin. Foto: Staatsoper Berlin, Lartillot
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Sasha Waltz in Interview: „Wie können wir politisch eingreifen?“

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Die Berliner Tanz-Choreographin Sasha Waltz (53) steht vor einem Gastspiel ihrer Choreographie von Henry Purcells „Dido & Aeneas“ im renommierten Teatro Colón in Buenos Aires. Fünf Vorstellungen der Tanzoper sind von Dienstag (7. Juni) an vorgesehen. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zwischen Bühnenaufbau und Generalprobe zieht Waltz einen Vergleich zwischen den Dramen der klassischen Werke und der Gegenwart.

Frage: Sehen Sie einen aktuellen Bezug in „Dido & Aeneas“?

Antwort: Die Thematik ist sehr, sehr aktuell, eine Geschichte über jemand, der aus einem großen Krieg, aus einer brennenden Stadt in Troja flieht, mit seiner ganzen Crew auf dem Schiff, und dann in Karthago landet, wo er als Flüchtling aufgenommen wird, von Dido, der Königin in Karthago. Ich finde es schon erstaunlich gerade bei den großen antiken Werken und Dramen, wie aktuell sie in der jetzigen Situation – oder eigentlich immer – sind.    

Frage: Sie haben es aber in Ihrer Inszenierung vermieden, auf die heutige Flüchtlingsfrage in Europa direkt zu verweisen.

Antwort: Wenn es direkt übertragen wird, wird es für mich sehr platt. Ich glaube, es ist sehr gut – gerade in Zeiten, wenn die Krisen so aktuell sind und so scharf – dass man auch Freiraum hat und sich nicht verschließt, weil es zu offensichtlich wird. Das Schöne an Musik, an Opern und Kunst ist, dass man diesen Freiraum hat. Um Wege aus der Krise zu finden, braucht man Beispiele.

Frage: Wie stehen Sie als Künstlerin zu der jetzigen Krise?

Antwort: Mich beschäftigt das sehr, wie wir jetzt, im Moment, damit umgehen, als Künstler – gerade mit der Flüchtlingsproblematik. Ich habe gerade eine neue Serie entwickelt, sie heißt „Zuhören“ und läuft in Berlin am 18. Juni im Radialsystem an. Da initiiere ich verschiedene politische Gesprächsrunden und stelle sie dann Tanz und Musik gegenüber und einer Rauminstallation, wie Menschen zusammen sprechen und essen. Wir haben dazu auch gezielt viele Flüchtlinge eingeladen. Das ist etwas, was mich sehr bewegt als Künstlerin. Wie können wir politisch eingreifen, aktiv sein? Auch unser Wissen darüber, wie wir kommunizieren, wie wir etwas kreieren, wenn so viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen, wie man an einer Sache konstruktiv zusammenarbeiten kann.

Zur Person: Die Tänzerin und Choreographin Sasha Waltz (53) ist ein Weltstar. Die 1963 als Tochter eines Architekten und einer Galeristin in Karlsruhe geborene Künstlerin entdeckte ihre Leidenschaft für den Tanz schon als Fünfjährige, später studierte sie Tanz in Amsterdam. 1993 gründete sie die Tanzkompanie „Sasha Waltz & Guests“. Neben der 2009 gestorbenen Pina Bausch wurde Waltz zur bekanntesten deutschen Tanzkünstlerin.

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