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Spiritualität und Sponsoren: zum Programm der Dresdner Musikfestspiele 2011

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„Fünf Elemente“ heißt das Motto der Dresdner Musikfestspiele 2011. Neben den hinlänglich im materiell elementaren Sinne bekannten – Erde, Wasser, Feuer, Luft – soll die Spiritualität prägend hinzukommen. Das tragende Element aber – Stichwort „Ohne Moos nix los“ – kommt dem Sponsoring zu. Zu karg ist inzwischen die Alimentierung des Festivals durch dessen verantwortungsscheue Trägerschaft, vulgo: Sachsens so genannter Landeshauptstadt Dresden. Dort herrschen andere Elemente …

In seinem dritten Jahrgang als Intendant der Dresdner Musikfestspiele will Jan Vogler so ziemlich alles miteinander verbinden, was nur irgendwie greifbar scheint. Wie sich die Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft gegenseitig ausschließen und einander bedingen, so setzt auch dieses 1978 gegründete Festival für das kommende Frühjahr auf eine Brückenfunktion. Solche Bauwerke können in der nachhaltig traditionsverhafteten Stadt an der Elbe bekanntlich sehr trennend sein. Doch Vogler, Berliner des Jahrgangs 1964 und einst jüngster Solocellist der Sächsischen Staatskapelle, ist längst welterfahren genug, dass er nicht vor den Haustüren kehrt, sondern den Blick ins Weite gehen lässt. Nach „Neue Welt“ 2009 und „Russlandia“ 2010 thematisiert sein Festival in der Zeit vom 18. Mai bis zum 5. Juni 2011 „Fünf Elemente“. Sinnsuchend gehe der Bogenschlag gen Fernost, um europäische mit asiatischer Kultur zu verbinden, erläuterte der Künstler am 12. Oktober zur Vorstellung des neuen Programms.

Das erweist sich erneut als prächtig gefüllt. Namen wie Hille Perl, Heinrich Schiff, Christian Tetzlaff, Arkadi Volodos und Lars Vogt, Chöre wie Rustavi aus Georgien und die Thomaner aus Leipzig, Klangkörper wie die Berliner Philharmoniker, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken, Leipzigs Gewandhausorchester, das MDR Sinfonieorchester und das New York Philharmonic Orchestra, dazu das Hilliard Ensemble, das Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan, diverse Nachwuchskünstler aus Asien sowie der aus Korea stammende Popstar Rain (der gemeinsam mit Vogler musizieren wird) versprechen Anspruch und Qualität. Beides ist nur mit dem Entgegenkommen der eingeladenen Künstler, zahlungskräftigem Publikum und einer soliden Finanzierung zu sichern. Solange es daran mangelt, setzen Vogler und sein Team auf volles Risiko – und auf die Partnerschaft mit Sponsoren. Die dürfte für die Musikfestspiele längst elementar sein.

Vor Ort knüpft das Festival an bestehende Kontakte zu Philharmonie und Staatskapelle an, die selbstredend mit ins Programm gehören, es setzt aber auch stärker denn je auf lokale Veranstalter, wird neben Schauspielhaus und Semperoper, diversen Kirchen und neuerlich den dazu geeigneten Sponsorenstätten (Gläserne Manufaktur von VW, Uhrenmanufaktur Glashütte Original) erstmals auch das frisch renovierte Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen sowie das Festspielhaus Hellerau bespielen. Kooperation lautet das gar nicht so neue Stichwort, mit dem eine Menge an Synergie gebündelt werden kann. Die Verbindung von Orient und Okzident soll das gegenwärtig fast ausschließlich wirtschaftlich geprägte Verhältnis zwischen Europa und Asien auch wieder kulturell philosophisch untersetzen.

Ein Vorgeschmack auf die Dresdner Musikfestspiele 2011, bei denen alles in allem knapp 1.200 Künstlerinnen und Künstler mitwirken sollen, wird bereits am 20. Oktober ein Gastspiel des Singapore Symphony Orchestra unter Leitung seines Chefdirigenten Lan Shui im Albertinum geben. Gemeinsam mit Festspielchef Jan Vogler als Solist erklingen dann unter anderem Gabriel Faurés „Élégie“ sowie Peter Tschaikowskis „Rokoko-Variationen“ für Violoncello und Orchester. Mit demselben Konzert, in dem auch Werke von Debussy, Rachmaninow und Zhou Long auf dem Programm stehen, sind das Orchester und Vogler zwei Tage zuvor bereits im Leipziger Gewandhaus zu Gast.
 

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