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Die estnische Hauptstadt Tallinn ist europäische Kulturhauptstadt 2011
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Tallinn ist Kulturhauptstadt 2011 - Geschichtsbewältigung steht im Vordergrund

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Die estnische Hauptstadt Tallinn ist europäische Kulturhauptstadt 2011. "Der Titel Kulturhauptstadt soll nicht nur zu einem weiteren Tourismusboom führen, sondern auch die lokale Kunst- und Kulturszene aufwerten", erklärt Maris Hellrand, Communication Manager von Tallinn 2011. "Eine weitere Zunahme der Ankünfte um 15 Prozent wäre schon ein durchschlagender Erfolg." Doch das sei nicht das einzige Ziel, betont die Managerin.

2010 war - mit insgesamt 1,8 Mio. Besuchern - das erfolgreichste Tourismusjahr für die Hauptstadt Estlands. Für die ganzjährige Veranstaltungsserie während des Jahres sind insgesamt fast 900 Projekte eingereicht worden, rund 250 konnten verwirklicht werden. "Es geht uns darum, die kulturelle Identität unserer Stadt hervorzukehren", erklärt Hellrand. So wurde das seit 130 Jahren stattfindende Sängerfest, das eigentlich erst 2012 das nächste Mal über die Bühne gehen sollte, auf den Sommer 2011 vorverlegt. Diesem Sängerfest komme aufgrund der estländischen Geschichte der "singenden Revolution" große Bedeutung zu.

Reiches Erbe der Hansestadt
"Ein wesentliches Ziel während des Jahres ist die Öffnung der Stadt zum Meer hin", erklärt Hellrand. Die Hansestadt Tallinn hat ihren Reichtum dem Seehandel zu verdanken. Vor der Unabhängigkeit im Jahr 1991 wurde diese Öffnung vernachlässigt. "Mit der Eröffnung des Meeresmuseums Mitte Juli wird ein Stadtteil erschlossen, der bislang kaum attraktiv war." Die Verbindung zur Altstadt ist eine neue Kulturmeile, die zum Flanieren und Stadtwandern einladen soll. Zudem soll Tallinn zu einer Fahrrad-City werden.

Auf der Skoone-Bastion wird ein Strohtheater errichtet, das im September wieder abgebaut wird. "Die Idee des Recycling und der Nachhaltigkeit spielt während des ganzen Jahres eine große Rolle", so Hellrand. Im August wird es ein Freiluftkino mit der Uraufführung des Filmes "60 Sekunden Einsamkeit" geben. 100 internationale Regisseure werden jeweils 60 Sekunden Filmmaterial dazu liefern. Nach der Uraufführung wird der Film verbrannt.

Kritische Auseinandersetzung der eigenen Geschichte
Im 23. Stock des 1972 errichteten Hotel Viru eröffnet diese Woche das KGB-Museum. Dieses Museum im größten Hotel der Stadt wird die Erinnerung an die Zeit während der russischen Besatzung sein. "Das Hotel diente nicht nur als Unterkunft für Gäste, sondern beherbergte auch Büros des Geheimdienstes KGB", erklärt Peep Ehasalu, Communication Manager des Viru-Hotels im pressetext-Interview.

Das oberste Stockwerk des 516-Zimmer-Hauses war bislang der Öffentlichkeit nicht zugänglich. "Abgesehen vom überragenden Ausblick auf die Stadt, zeigen wir ein Stück Zeitgeschichte des Hauses", erklärt Ehasalu. "Jeder, der persönliche Erinnerungen an diese Ära mitbringt, kann übrigens seine Schilderungen in ein Original-Telefon aus der damaligen Zeit sprechen. Somit wird das Hotel-Museum zu einem interaktiven stetig wachsenden Zeitdokument."

Zur zweiten Kulturhauptstadt 2011, dem finnischen Turku, wird es übrigens auch einen direkten Link geben, erklärt Hellrand. Einige deutsche Reiseunternehmen haben bereits gemeinsame Packages geschnürt. Zudem wird es ein gemeinsames Theaterfestival mit dem finnischen Regisseur Kristian Smeds geben.

Die Eröffnungszeremonie zur Kulturhauptstadt ist auf youtube abrufbar.
 

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