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Indra Rios-Moore. Foto: Ssirus W. Pakzad
Indra Rios-Moore. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Zusammen geatmet – Sängerin Indra Rios-Moore und ihre Band gewinnen den BMW-Welt Jazz Award

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Das war es auch schon mit den Gemeinsamkeiten: nämlich, dass diesmal zwei Sängerinnen im Finale des BMW Welt Jazz Awards gegeneinander angetreten waren, der da „Inspired By Legends“ überschrieben war. Unterschiedlicher hätten die beiden Damen nun wirklich nicht sein können: die eine erfrischend derb, laut, unerschrocken, unterhaltsam, etwas freakig und als Sängerin, nun ja … die andere zurückhaltend, fein, leise, beseelt und stimmgewaltig. Die Jury votierte für die introvertiertere Künstlerin. Die in Dänemark lebende New Yorkerin Indra Rios-Moore konnte den internationalen Wettbewerb im ausverkauften Auditorium der BMW Welt verdient für sich entscheiden und erhielt von BMW Vorstand Ian Robertson einen Pokal sowie einen stattlichen Scheck.

Kurios an der Jury-Entscheidung war eigentlich nur, dass ausgerechnet Indra Rios-Moore das diesjährige Wettbewerbs-Motto ad absurdem geführt hat – während alle anderen der beim BMW Welt Jazz Award angetretenen Künstler/ Bands sich mit mal mehr mal weniger ambitionierten Projekten jeweils einer Legende verschrieben – Beethoven, Björk, Alec Wilder, Sheherazade oder Jimi Hendrix - berief sich die Tochter einer Puertorikanerin und eines Afro-Amerikaners auf eine Vielzahl von Einflüssen – als wenn die nicht jeder Musiker hätte. So weit, so unoriginell. Hatte es aber irgendetwas mit Beliebigkeit zu tun, dass sie sich auf David Bowie, Johnny Hartman, Pink Floyd, Louis Armstrong, auf Singer-Songwriter-Ästhetik, Jazz, Folk, Blues und den Candomblé-Kult berief? Keineswegs. Denn die Frau mit dem großen Herzen funktioniert wie ein Filter, der als Essenz reinste Indra Rios-Moore gewinnt. Wunderbar feinsinnig vernetzt war ihre leise, konsequente, schlüssige, überhaupt nicht konventionelle Musik, und tief berührend bestimmt nicht nur, weil sie über eine so einehmende, nuancenreiche, herzerwärmende Stimme verfügt. Wir atmen zusammen, sagt Indra Rios-Moore über sich und ihre dreiköpfige Band. Mehr noch, man spürte den gemeinsamen Puls der vier Musiker, der so unaufgeregt war.

Was die Schweizer Performerin Erika Stucky mit dem Gitarristen Christy Doran, dem Bassisten Jamaaladeen Tacuma und dem Schlagzeuger Fredy Studer aus der Vorlage Jimi Hendrix machte, war sowohl im sonntäglichen Matinee-Konzert wie auch im Finale eine große Gaudi, weitgehend klischeefrei und sehr mitreißend – weil Stucky frech Prince, die Beatles oder Steve Miller zitierte, selbst mit einer Schneeschippe Musik machte und ihre drei Jungs eine ansteckende Energieleistung boten. Immerhin konnten sie damit den Publikumspreis klar machen – der schweizerisch-irisch-amerikanischen Band winkt nun ein Verwöhnwochenende auf Schoss Elmau. Und die Kohle, die sie als Zweitplatzierte einstreicht, ist ja auch nicht übel: immerhin 5.000 Euro.

Im nächsten Januar wird der BMW Welt Jazz Award fortgesetzt, dann unter dem Tiefton-Motto „Bass Erstaunt“.

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