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„...sprachlos“ – in jeder Hinsicht

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Durch und durch gelungenes Projekt
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Freitag, 16. Mai 2003, Abschlusskonzert des Projekts „...sprachlos!“ (siehe nmz 2/03, S. 29): Unzählige aufgeregte und freudige Kinderstimmen von 23 Grundschulklassen der dritten und vierten Jahrgangsstufe inmitten von Eltern, Lehrern und Berufsmusikern vor dem Kemptener Stadttheater.

Das Projekt „...sprachlos!“ – fantastisch und reibungslos organisiert von der Vorsitzenden des Tonkünstlerverbandes Allgäu, Gisela Helm, in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, den Schulämtern der Stadt Kempten und dem Landkreis Oberallgäu – strebte mit zwei schon längst restlos ausverkauften Kinderkonzerten seinem Höhepunkt und glanzvollen Abschluss entgegen. Rasch füllten die Kinder das Theater und schon nach wenigen Minuten hingen selbstgemalte Transparente von der Galerie mit den Vornamen einzelner Musiker des Münchner Rundfunkorchesters mit Aussagen wie „Du bist Spitze“ und belegten damit visuell, dass die beabsichtigte Überbrückung hin zum Orchestergraben geglückt war. Die begleitende Fortbildung von 50 Lehrkräften im März beim Bayerischen Rundfunk in München und die Anfang Mai in den Schulen laufende Vorbereitungsphase für die Schüler/-innen mit einer Reihe von 13 einstündigen Schulworkshops mit der Geigerin Monique Mead, Christoph Renz (Querflöte), Nicole Bornheimer (Klarinette) und Stefana Titeica (Violine), allesamt Mitglieder des Münchner Rundfunkorchesters, und der damit finanzielle und organisatorische Aufwand schienen sich gelohnt zu haben. Auch die Sponsoren, das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus und private Geldgeber und Firmen, konnten zufrieden sein.

Auf der Bühne begann kurz darauf ebenso perfekt musikalisch wie auch in altersgemäßer Ausrichtung das Kinderkonzert. Monique Mead, ausgezeichnet und kreativ unterstützt von Simone Schneider (Sopran), Alexandra Petersamer (Mezzosopran), Christiane Hörr (Viola), Ulrich Gottlieb (Pantomime) und dem Münchner Rundfunkorchester unter der Leitung von Alexander Joel, führte und „geigte“ durch das Programm.

Ausgangspunkt zu diesem Projekt war einerseits die Überlegung, dass die Musik eine Sprache ohne Worte ist und dass andererseits Kinder in diesem Alter nur wenige intellektuellen Zugang zu klassischer Musik haben, dieser Zugang aber wichtig ist, um in späteren Jahren genügend, bereits in der Kindheit positiv einkulturierte Zuhörer zu haben, die dann die Konzertsäle einigermaßen füllen und damit einen wichtigen Teil unseres Kulturbetriebes aus eigenem Interesse aufrecht erhalten. Und dies kann man nicht nur mit Programmmusik, deren Aussage auf Grund der außermusikalischen Bindung bezüglich des Dargestellten sich dem Hörer leichter erschließt als „abstrakte“ klassische Musik, sondern auch dadurch, dass man versucht, in allen anderen Musikstücken Bildliches in Form einer Geschichte oder einfach nur das in allen Musikkulturen enthaltene „Call and Response“-Prinzip in Form eines Gesprächs zu finden.

In diesem Sinne interpretierte der Pantomime in einer atemberaubenden Verfolgungsszene Griegs „In der Halle des Bergkönigs“, wurden von allen Anwesenden die Wellenbewegungen zu Beginn der Symphonie e-Moll (erster Satz) von Brahms körperlich umgesetzt, Charles Ives „The Unanswered Question“ in Verbindung mit einer Science Fiction-Geschichte mit geschlossenen Augen verfolgt oder auch nach einer rhythmischen Übung des Publikums das Frage-Antwort-Spiel in Mozarts „Sinfonia concertante“ (3.Satz) auf der Bühne dargestellt. Auf Grund der schauspielerisch sehr gekonnten Darstellung fanden Rossinis „Katzenduett“ und Andersons „The Typewriter“ großen Anklang. Schwieriger war es für die Kinder, den verschiedenen Variationen von „’s kommt ein Vogerl geflogen“ (Siegfried Ochs) im Stile von Haydn, Strauß, Wagner, Brahms und als Militärmarsch zu folgen. Höhepunkt des Konzerts war jedoch unumstritten der Song „My Heart will go on“ aus der Filmmusik zu „Titanic“, bei der das Orchester Unterstützung durch alle Schüler erfuhr: Auf der Bühne geigten in einzelnen Gruppen Schüler der Musikschule, im Saal kamen Instrumentalgruppen, verstärkt durch den jeweiligen Musiker des Orchesters hinzu, und alle anderen sangen mit hinreißender Begeisterung.

Fazit: Ein durch und durch gelungenes Projekt, welches nach letzten Aussagen nicht nur positive Auswirkungen auf die beteiligten Kinder, sondern auch sehr positive und nachdenkliche Reaktionen bei den Ausführenden auslöste. Nachahmenswert – europaweit!

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