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Anregend, aufregend, zupackend

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Alexander Suder zieht zu seinem 75. Geburtstag ein kulturpolitisches Resümee
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Für bürgerliche Courage in MUPO, MEPO und VEPO ist die neue Maßeinheit ein „SUD“. Und einer, der sich so engagiert, heißt dann einfach SUDer. Und den gibt es wirklich. Er selbst, Alexander L. Suder, legt Zeugnis ab von unzähligen Guinnesbuch-verdächtigen „SUDs“, von unablässigen, freiwilligen, eigenverantwortlichen Crescendo-Einsätzen in Musik-, Medien- und Verbands-Politik, 50 Jahre lang. Vielleicht als Frustausgleich für doch allzu begrenzte Musikresonanz bei Techno-Fachhochschülern? Seine Liebe zur Musik, vom Elternhaus geprägt, ist einer der SUDer’schen Aktivposten, die andere Triebfeder seine ungebändigte Unruhe, für die Musik etwas tun zu wollen. Sein Unbehagen über den miesen Stellenwert der Musik im öffentlichen Bewusstsein traf mitten hinein in jene Nachkriegs-Aufbruchstimmung. Die Musikszene suchte sich neu zu orientieren, neu zu organisieren, brauchte Partner in Legislative, Exekutive und Medien und fand sie auch.

Für bürgerliche Courage in MUPO, MEPO und VEPO ist die neue Maßeinheit ein „SUD“. Und einer, der sich so engagiert, heißt dann einfach SUDer. Und den gibt es wirklich. Er selbst, Alexander L. Suder, legt Zeugnis ab von unzähligen Guinnesbuch-verdächtigen „SUDs“, von unablässigen, freiwilligen, eigenverantwortlichen Crescendo-Einsätzen in Musik-, Medien- und Verbands-Politik, 50 Jahre lang. Vielleicht als Frustausgleich für doch allzu begrenzte Musikresonanz bei Techno-Fachhochschülern? Seine Liebe zur Musik, vom Elternhaus geprägt, ist einer der SUDer’schen Aktivposten, die andere Triebfeder seine ungebändigte Unruhe, für die Musik etwas tun zu wollen. Sein Unbehagen über den miesen Stellenwert der Musik im öffentlichen Bewusstsein traf mitten hinein in jene Nachkriegs-Aufbruchstimmung. Die Musikszene suchte sich neu zu orientieren, neu zu organisieren, brauchte Partner in Legislative, Exekutive und Medien und fand sie auch. Von all dem erzählen diese 250 Seiten. Hier lässt der Autor noch einmal seine Aufsätze, Ansprachen, Vorträge, Gruß-, Lob- und Dankesworte, Eingaben und Interviews, ein Gutteil als nmz-Reprint, Revue passieren. All diese An- und Aussprachen stammen von ihm, der den Marsch durch und mit den Institutionen im Interesse der Musik in und für unsere Gesellschaft gut und gerne, ja beispielgebend ging. Sein 75. Geburtstag war für den Bayerischen Kulturfonds ein guter Anlass, all das dokumentieren zu lassen, weil es zugleich ein besonders anschauliches Stück jüngster Geschichte erfolgreicher Kultur- und Verbandspolitik in Bayern darstellt. Den Umgang mit der Bundespolitik einschließend. Im Ergebnis einzigartig für den wiedergefundenen Stellenwert der Musik im Freistaat, aber wie nachhaltig?
Die Szene beginnt, wie der noch junge Spund gar nicht zimperlich das Allgemeine Deutsche Mammutmusikfest seines Fast-Ziehvaters Fritz Büchtger, weiland Tonkünstlerpräsident, madig macht, um Jahre später selbst ein oder mehrere solche auf Bayerns Beine stellt. Neunzig solcher Rückblicke. Sie reichen bis zu ganz persönlichen Geständnissen zu Kirche, Kirchenmusik und Glaubensfragen, bis zur Kritik an der permanenten Allgemeinverfügbarkeit von Musik – und niemand hört zu. Dass aber die Politiker zunehmend zuhörten und reagierten bei all den Appellen und Fürsprachen, die Suder wesentlich mit inszeniert hat, das ist zweifellos sein Erfolg, auf den er stolz sein darf.

Er fand offensichtlich die richtigen Argumente im Kampf um die „schleichende Auszehrung“ der Musik in unserer Schule – ein Kampf wie gegen Windmühlen. Im Eintreten für bessere soziale Sicherung der freiberuflichen (Ton-) Künstler. Um Sicher- und Besserstellung von Bayerns Musikpflege in allen Bereichen und Ressorts des Laien- und Profi-Musizierens. Dies führte folgerichtig – vor 25 Jahren – zum bundesweit ersten auf Landesebene agierenden (Bayerischen) Musikrat, den er zwei Dezennien lang im Ehrenamt auf Trapp zu halten verstand, für den er unermüdlich Motor und Vorausdenker war. Hier trafen sich Büchtgers Aktionsgemeinschaft Musik und die AG der singenden und musizierende Laien, um gemeinsam dem Parlament und Minister den ersten (zehn Jahre später einen zweiten) Bayerischen Musikplan als Wunsch-, Forderungs- und Förderungskatalog zuzuspielen und – welch ein (Suder-) Glück der Stunde – auch dort angenommen und weitgehend umgesetzt zu werden. Quasi Sanierungs- und Entwicklungspläne für die kränkelnde Musiklandschaft. Sie wirkten sich segensreich aus, beispielsweise in Form dreier Bayerischer Musikakademien, in 200 finanziell mitgetragenen Sing- und Musikschulen, in etlichen Projekten zur Begabtenförderung oder auch in Erhaltungshilfen für nichtstaatliche Orchester. Errungen zwar der Platz im Rundfunkrat, aber noch nicht zu Ende das Ringen um den Spiel- und Hörraum der Musik, um den Sendeplatz im Hör- und Fernsehradio. Und nie Endzeit, den Umgang zu üben mit der Macht der Medien. Suders ertragreiches Resümee zeigt in aller Deutlichkeit, wie man lernen kann anzuregen, aufzuregen und zuzupacken.

Alexander L. Suder: Anregen – aufregen – zupacken. Publikationen zu Musik, Medien und Politik 1953–2001, ConBrio Verlagsgesellschaft

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