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Kampe. Foto: Hufner
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Brizzelbrazzel

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Cluster 2014/07 - Gordon Kampe
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Was 1785 das Dideldudel der Albertibässe war, ist heute der zumeist mit noisigem Brizzelbrazzel begleitete YouTubeschnipsel, jedenfalls in quantitativer Hinsicht. Qualitativ heißt das nichts, denn auch mit dem Albertibass konnte man ebenso schöne (vgl.: Mozart) wie dämliche Stücke schreiben (vgl.: Sonatinen des Grauens). Gab das Begleitreadymade einst der rechten Hand die Freiheit zu virtuoser Entfaltung, gibt es den linken Gehirnhälften vieler Komponisten nun die Möglichkeit zu virtuoser Verarbeitung der rezipierten theoretischen Schriften.

Die Fremd-Schnipsel beinhalten häufig Pop (der schnell als Trash enttarnt wird) oder Trash (der zum Trash aufgewertet wird) oder irgendwas aus (trashigem) Privatambiente, in dem Normalos beobachtet werden, wie sie trashige Sachen machen. Manchmal sieht man auch Hochkultur, die für die Höchstkultur ja ohnehin Trash ist. Natürlich gibt es eine Skala, die vom irgendwie-gemeinten Trash bis zum trashigen Trash reicht (– wobei auch niemand weiß, was Trash eigentlich ist …). Nur den jeweils eigenen Trash, den bekomme ich nicht zu sehen. So wird das Uneindeutige zur ziemlich bequemen Haltung. Die Distanz bleibt gewahrt, und die gute alte Ironie brizzelt im Volldampf voraus. „Ironie ist Pflicht!“, sagte Schlegel einst. „Ironie ist Pflicht, aber ...“ sage ich und fahre fort, „macht doch hin und wieder mal Löcher in die doppelten Böden!“ Mag der Autor vielleicht mausetot sein – aber Du, Kollege, Du lebst doch, stimmt’s? Also: Lade dich selbst mal hoch und sage, was Du meinst.

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