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Tino Kreßner und Denis Bartelt von startnext. Fotos: Deimling
Tino Kreßner und Denis Bartelt von startnext. Fotos: Deimling
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Die Menschen haben surfen gelernt

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stARTconference: Elektronisches Publizieren wird eine dominante Kulturtechnik
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Nach 2009 kamen am 9. und 10. September 2010 zum zweiten Mal mehr als 400 Experten aus den Bereichen Kunst, Kultur und Social Media in der Duisburger Mercatorhalle zusammen. Unter dem Motto „Riding the Avalanche – erfolgreich auf der Social-Media-Lawine reiten“ diskutierten sie die Chancen und Risiken des Web 2.0 für den Kunst- und Kulturbereich.

Der Verein stARTconference e.V. mit seinen Gründern, den Kultur- und Social-Media-Experten Christian Henner-Fehr, Christian Holst, Karin Janner und Frank Tentler war Ausrichter dieser Konferenz, die die Kultur auf Entdeckungstour im Social Web schickte.

Aktuelle Entwicklungen und Anwendungsmöglichkeiten von Social Media im Kulturbereich wurden an den beiden Tagen von mehr als 50 Sprechern vermittelt; darunter die beiden renommierten Social-Media-Experten Shelley Bernstein vom Brooklyn Museum und Marc van Bree von der University of Chicago.

Shelley Bernstein zeigte, wie sie im Brooklyn Museum in den letzten sechs Jahren mithilfe von Web 2.0 Menschen aktiv ins Museum einbindet und Exponate ergänzt. Eine beispielhafte Vorgehensweise auch für deutsche Museen!

Marc van Bree betonte die Bedeutung einer Web 2.0-Strategie; 80 Prozent der Orchester, die Web 2.0 einsetzen, nutzen ihre Chancen bislang nicht, da sie lediglich herumexperimentieren.

Einen grundlegenden Eröffnungsvortrag „Von der Push- zur Pull-Kultur“ hielt Prof. Dr. Carsten Winter (Hochschule für Musik und Theater Hannover). Anhand historischer Exkurse nahm Winter eine Einordnung der aktuellen Veränderungen im Kulturbereich vor. Das Publikum hat jederzeit Zugang zu Informationen und kann selbst entscheiden, welche Inhalte es sich zusammenstellt. Die strategische Herausforderung heute ist, die Abstände zu verringern; die Abstände zu den Technologien, die die Menschen dabei haben. Und zu überlegen, was kann ich anbieten, damit die Menschen zu mir (zurück)finden.

„Noch im 15. Jahrhundert konnten sich die Menschen nicht vorstellen, dass einmal alle lesen können. Die Menschen haben aber nicht nur lesen, sondern auch schreiben gelernt. Es wurde für sie wichtig. Heute haben die Menschen surfen gelernt und sie werden alle elektronisch publizieren lernen. Elektronisches Publizieren wird eine dominante Kulturtechnik werden.“ Tino Kreßner und Denis Bartelt gaben auf der stARTconference den Startschuss zu ihrer Internetplattform startnext.de: Projektförderung durch eine Community. Kreßner und Bartelt beschäftigen sich mit der Frage, wie man es erreichen kann, dass Künstler ihre Energie wieder direkt in ein Projekt statt in die Kapitalbeschaffung fließen lassen? Der Künstler gibt auf Startnext neben den Details zu seinem Vorhaben das benötigte Budget und eine Deadline für sein Projekt an. Freunde, Fans, Firmen und Interessierte können dann gemeinsam als Community ihren Lieblingskünstler oder Talente finanziell unterstützen. Sobald ein Projekt erfolgreich finanziert und durchgeführt wurde, erhalten die Unterstützer vom Künstler vorher festgelegte individuelle Geschenke als Gegenleistung.

Prof. Dr. Christof Breidenich versuchte in seinem Vortrag, aufzuspüren, ob Design und Kommunikation im Social Web eher Arkadien oder Arbeitslager näher kommt. Im Gegensatz zu Kunst, die ohne Begründung agieren kann, ist Design immer begründet. Als Grundlagen der Gestaltung im Social Web nannte er Reduktion von Komplexität, Beziehung und Unterscheidung, Bedeutung und Funktion und vor allen Dingen Multimedia und Interaktion. In Weiterentwicklung früherer Designkonzepte kommt es im Social Web nicht mehr darauf an, die statische Gestaltung von der Kunst zu adaptieren, sondern wie in der Dramaturgie vorzugehen: von der Fläche auf die Bühne. Mit seiner PixelPainting-Aktion bereicherte Breidenich die Konferenz zudem künstlerisch. Während der Konferenz schuf er ein Riesengemälde, dessen Leinwand aus lauter 15 x 15 cm kleinen Teilen bestand. Am Ende der Konferenz durfte sich jeder Teilnehmer ein Bild aussuchen und nahm somit einen Teil der Veranstaltung mit nach Hause.

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