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Bei der Arbeit ohne Legitimation. Foto: Hufner
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Die Zunft

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Cluster 2014/05 - Gordon Kampe
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Ich bin Elektriker. Während der Ausbildung trugen wir am Revers des stets kornblumenblauen Arbeitsanzuges immer voller Stolz einen Phasenprüfer als Signum unserer Macht. Denn merke, Häuslebauer: Ob es bei Dir hell oder dunkel ist, das entscheiden die Kornblumenblauen! Diesen altmodischen Zunftstolz habe ich mit in mein Musikerdasein hinübergenommen: Ich bin Musiker. Ich kann was. Und weil das so ist, bedarf es auch keinerlei Rechtfertigungen, wofür das schräge Treiben denn nun alles gut sei.

Ich mag es nicht mehr hören, dass man von Musik (vielleicht?) besser wird in Mathe: Na und? Ich bin kein Zulieferbetrieb. Und es ist mir auch komplett wumpe, ob Musik das „Sozialverhalten“ fördert. Ich bin nämlich auch kein Sozialarbeiter und daher ertrage ich diese plüschigen Umwegrenditen-Berechnungen nicht. Sollte man von Musik ganz artig werden, ist die Musik ohnehin ganz großer Mist.

Und ich komme von der Nörgel-Palme insbesondere dann nicht mehr runter, wenn ich im „Gefecht“ für die Sache solche Weichmacher-Argumente von Musikern lese. – „Auwacker!“, höre ich da den gutmeinenden Kulturpolitiker munkeln: „Realitätsverlust!“ – „Komm mal raus aus deinem Elfenbeinturm!“ – „Erzähl’ das mal dem Minister …!“ Trotzdem, ich bin stur: Augen geradeaus und ab durch die Mitte. – „Auwacker!“ höre ich da auch Kollegen munkeln: „Der ist unter die tönend-bewegten Blaublumensucher gegangen!“ oder „Kuck mal da, die alte Tante l’art pour l’art, wie süß!“ Kann sein. Ich löte jetzt erst einmal ’ne Runde an meinen Noten herum und denke später drüber nach.

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