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Inspirationen aus dem Osten

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Neue Musik auf neuen CDs, vorgestellt von Max Nyffeler
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Neue Aufnahmen von und mit Michael Ranta, Enjott Schneider, Daï Fujikura, Thomas Larcher und Tamara Stefanovich

Michael Ranta ist mehr als ein Perkussionist, er ist ein begnadeter Klangkünstler. Seine vierteilige Komposition „Yuen Shan – The Ritual of Life“ entstand unter dem Einfluss der chinesischen Philosophie, in die er sich als Taiji-Praktiker während seines Lebens in Taiwan vertieft hatte. Dank Playbackverfahren verlaufen die Klangprozesse teilweise mehrschichtig und integrieren auch konkrete Geräusche. Die größtenteils asiatischen Instrumente spannen weite, von innerer Kraft erfüllte Bögen, vieles passiert am Übergang von Klang in Stille. Einen harten Kontrast bilden die schockartig hineinmontierten Geräusche einer Telefonmailbox, die den Auftakt zu dem von innerer Dramatik erfüllten Schlussteil bilden. Starke Lebenszeichen in einer Musik, die sich unbekannten Räumen öffnet. (www.metaphon.be)

Inspiriert durch seine langjährige Kontakte zu China schrieb Enjott Schneider bereits 2002/03 und 2007 zwei große Orchesterwerke, und vor zwei Jahren wurden sie nun mit dem Tonkünstlerorchester Niederöster-reich aufgenommen. Es ist eine echte west-östliche Koproduktion. Dirigent ist Xincao Li vom Nationalen Chinesischen Sinfonieorchester Beijing, die prominent eingesetzte Mundorgel Sheng spielt ein chinesischer Meis-ter, und in der Dritten Sinfonie, in der Schneider chinesische Lyrik vertont hat, singt die Altistin Vesselina Kasarova den Gesangspart. Wie in der fernöstlichen Kunstauffassung basieren die Kompositionen auf Naturbildern, und das chinesisches Schlagwerk steuert einige charakteristische Farben bei. Doch der Grundgestus bleibt europäisch. Mit seiner gemäßigt modernen Musiksprache gelingen Schneider immer wieder ansprechende Klangbilder. (Wergo)

Töne wie Glas, mal dynamisch aufgeladen und explosiv, mal körperlos und wie mit spitzer Feder gezeichnet – das Klangspektrum in den Ensemblestücken von Daï Fujikura ist erstaunlich reich, und mit ihrer ausgreifenden Gestik messen sie den ganzen Klang-raum aus. Die wuchernde Klangfantasie ist stets kontrolliert und findet in den Interpreten eine ideale Resonanz. Pascal Gallois, Pionier des modernen Fagottspiels, brilliert als Solist und leitet zugleich das Ensemble Prague Modern. Die Musiker spielen mit einer Leidenschaft und Präzision, dass es eine Freude ist, und die trockene Aufnahmeakustik lässt die scharfen Konturen und raffinierten Klangfarbenwechsel in größter Klarheit hervortreten. Frage: Warum hört man dieses fabelhafte Ensemble hier eigentlich nicht öfters? (Stradivarius)

Die Klavierkompositionen von Thomas Larcher, die Tamara Stefanovich eingespielt hat, dokumentieren in Larchers Schaffen den Abschied von der klangverfremdenden Behandlung des Instruments und die Rückkehr zum „normalen“ Spiel auf den Tasten. Der Prozess hat vor rund einem Jahrzehnt stattgefunden.
Die neue Rhetorik geht in Richtung Einfachheit und Zurücknahme des Ausdrucks, verbunden mit einer vertieften musikalischen Reflexion und Verknappung der Form. Der kleine Zyklus „What Becomes“ besteht aus sieben prägnanten, pianistisch anspruchsvollen Miniaturen, während die zwölf „Poems“ eine über die Jahre hinweg entstandene Sammlung musikalischer Notizen von strikt persönlichem Charakter darstellen. In „A Padmore Cycle“ bilden der Tenor Mark Padmore und Thomas Larcher am Klavier ein Duo gleichwertiger Partner. Es sind keine „Lieder“, sondern sorgfältig ausformulierte Gedankensplitter, eine interessante neue Gattung. Padmores mezzavoce bei den lange gehaltenen Tönen ist schlicht sensationell. (Harmonia Mundi France) 

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