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„Musik lebt von Vielfalt“

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Fortbildung zum Umgang mit heterogenen Gruppen
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Zum Thema „Umgang mit heterogenen Gruppen“ organisierte der Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen im Januar 2012 eine Fortbildungsveranstaltung an der Musikschule Fürth.

Über 60 Musikschullehrkräfte traten in einen intensiven Erfahrungs- und Diskussionsprozess, der verschiedene Problemlagen der Lehrkräfte hervorbrachte, die verstärkt an Ganztagesschulen eingesetzt werden oder an den Musikschulen auf herausfordernde Ensemblekonstellationen treffen. Das Thema Heterogenität wurde von Dr. Daniel Mark Eberhard, Elske Körber und Harald Rüschenbaum theoretisch-wissenschaftlich, pädagogisch und künstlerisch-praktisch beleuchtet: Heterogenität als musikpädagogische Herausforderung, als Ursache von Störungen und als besonderes Potenzial und Chance.

Dabei wurde deutlich, dass Schüler und Lehrkräfte die Unterschiedlichkeit im Rahmen der musikalischen Ausbildung häufig als pädagogisches oder künstlerisches Problem empfinden. „Grundlegend ist zunächst die Erkenntnis, dass Gruppen immer Homogenitäts- und Heterogenitätsmerkmale aufweisen“, sagt Daniel Mark Eberhard. Da die Summe der Unterscheidungsmerkmale meist überwiegt, erfolgt die Zuschreibung der Eigenschaft „heterogen“ zum Beispiel anhand der allgemeinen Vergleichsmaßstäbe Alter, Geschlecht, ethnische, kulturelle und soziale Herkunft, Leistungsfähigkeit oder Rolle beziehungsweise Funktion in der Organisation, Interessen oder Erwartungen. Starke Unterschiede würden auf Schülerseite häufig als pädagogische oder künstlerische „Schieflage“ empfunden, so Eberhard. Dabei sei der Umstand entstrukturierter, individualisierter und pluralisierter Gesellschaften – so die derzeitige Sichtweise aus den Perspektiven des sogenannten „Diversitätsmanagements“ und der „Sozialen Inklusion“ – alltäglicher Natur.

Im Laufe der Fortbildung wurde klar, dass die pädagogische Leitlinie eine andere sein muss: Nicht die Andersartigen, wie zum Beispiel instrumental unerfahrene Schüler, sind in etwas Bestehendes einzugliedern, sondern die Unterschiedlichkeit der Beteiligten und ihre unterschiedlichen  Kompetenzen sind der Normalzustand und Ausgangspunkt pädagogischer Bemühungen. „Diese Einsicht zieht entsprechende Konsequenzen und Um

orientierungen nach sich“, sagt Eberhard. Beispielsweise bedarf es der selbstkritischen Überprüfung der Musiklehrkräfte im Hinblick auf ihr Methodenrepertoire oder ihre Strategien zur Vertiefung sozialer Beziehungen. Grundsätzlich dürfe aber nicht nur die Heterogenität auf der Schülerseite beleuchtet werden, die sich durch Unterschiede zum Beispiel in der Werkkenntnis oder rhythmischen Sicherheit, in der Hörerfahrung oder im Übeverhalten zeigen, so Eberhard. Vielmehr seien auch die verschiedenartigen Rahmenbedingungen wie Raum und Zeit sowie die vielfältigen Lehrerpersönlichkeiten hinsichtlich Erfahrungshorizont, Alter, methodischer Kompetenz, institutioneller Funktion, sozialer Eigenschaften und anderem zu berücksichtigen. Daher sei an erster Stelle die professionalisierte Reflexion schwieriger Lehr- und Lernbedingungen der Ausgangspunkt für gezieltes pädagogisches Handeln, lautet das Fazit der Teilnehmer und Dozenten.  

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