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Schönste Quartettkunst

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Ein Konzertabend mit dem Ensemble Coriolis
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2012 ist ein Jahr der runden Komponistengeburtstage. Im März wurde der Münchner Komponist Rudi Spring mit gleich zwei Geburtstagskonzerten geehrt. Und für die drei Jubilare Robert Delanoff (*1942), Dorothee Eberhardt und Max Beckschäfer (beide *1952) ist sogar ein kleiner Zyklus geplant: im Verlauf des Jahres veranstaltet der Tonkünstlerverband München drei Konzerte, bei denen Werke der Komponisten in unterschiedliche Besetzungen aufgeführt werden.

Am 13. Februar gab es als Auftakt in der Versicherungskammer Bayern ein Konzert des Ensemble Coriolis mit den Geigern David Schultheiß und Susanna Pietsch, Klaus-Peter Werani an der Viola und dem Cellisten Hanno Simons.
Gleich beim ersten Stück, einem Streichquartett von Robert Delanoff, wurde deutlich, was der Abend bringen würde: ein wunderbar aufeinander eingespieltes Ensemble, das in jeder Sekunde miteinander kommuniziert und musiziert, hellwach und konzentriert.
Delanoffs Stück bot ihnen reichlich Gelegenheit zu zeigen, was sie können. David Schultheiß führte souverän an, brillierte in den Solopassagen und brachte die Melodien mit seinem klaren Ton zum Strahlen, während die anderen drei sensibel begleiteten, sich aber auch nicht scheuten, sich mit ihren Solopassagen in den Vordergrund zu spielen.
Besonders beeindruckend kam das präzise Zusammenspiel der vier Musiker bei den Tutti-Stellen im letzten, rhythmisch vertrackten, Satz zur Geltung. In diesen Passagen, die keinerlei Raum für unpräzises Spiel boten, konnte man die Musiker nicht nur gemeinsam spielen und gestalten, sondern auch atmen sehen und hören.
Als zartes, durchscheinendes Gebilde begann das Streichquartett „Ohne Titel“ von Nikolaus Brass, das von einer Skulptur des Künstlers KH Hoffmann inspiriert ist. Kraftvoll und holzschnittartig dann der Gestus des zweiten Satzes, während im dritten Melodiefetzen sich mit beinahe meditativen Passagen abwechselten.
Schwungvoll dann der erste Satz des Streichquartetts Nr. 3 von Dorothee Eberhardt mit Klangteppichen aus „stehenden Tönen“, aus denen sich Triller, flirrende Unisono-Läufe und Glissandi heraus lösten, in deren lautmalerischer Gestalt sich hin und wieder humoristische Anklänge an Cartoon-Musik hineininterpretieren ließen. Sehr sanglich war dagegen der zweite Satz mit wunderschönen Cantilenen vor allem in Bratsche und Cello.
Auch im letzten Stück des Abends, dem Streichquartett von Max Beckschäfer, konnten die Musiker noch einmal alle Register ihres Könnens ziehen: kraftvoll und dicht ihr Spiel im ersten Satz, zart und filigran dagegen im zweiten die Pizzicato-Begleitung und melancholisch die Melodie in Cello und Bratsche, die beinahe an eine Zigeunerweise erinnerte. Im dritten Satz gaben sie noch einmal eine Kostprobe ihres homogenen Zusammenspiels und setzten mit dem letzten Satz einen technisch virtuosen und furiosen Schlusspunkt unter diesen ganz und gar gelungenen Konzertabend.

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