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Für einen Tag auf die große Bühne - 1.150 Kinder und Jugendliche beim "Schülerwelttheatertag"

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Bautzen - Am 13. Schülerwelttheatertag in Bautzen haben so viele Kinder und Jugendliche teilgenommen wie noch nie. Rund 1.150 junge Darsteller gaben am Montag auf 14 Bühnen 43 Vorstellungen, wie die Organisatorin, Theaterpädagogin Heide-Simone Barth vom Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen, auf dapd-Anfrage sagte. Auch habe sie den Eindruck, dass weit mehr als die erwarteten 4.000 Zuschauer gekommen seien.

Am Montagmorgen um 9.00 Uhr steht Friedrich Dürrenmatt in Bautzen auf dem Spielplan, "Romulus der Große". Tom Massanneck spielt den römischen Kaiser Romulus als Phlegmatiker, der lieber ausgiebig im Bademantel frühstückt als sein Reich vor dem Untergang zu bewahren. Im wahren Leben besucht der 20-Jährige das Berufliche Schulzentrum für Wirtschaft und Technik in Bautzen, genau wie die 13 weiteren Schauspieler und zwei Techniker, die den ersten Akt von "Romulus" auf die Bühne ihrer Schulaula gebracht haben.

Insgesamt stehen an diesem Montag rund 1.150 Schüler aus der Oberlausitz in Bautzen auf der Bühne. So viele Teilnehmer hatte der Schülerwelttheatertag noch nie, wie die Organisatorin Heide-Simone Barth erklärt. Das Deutsch-Sorbische Volkstheater hat zum 13. Mal zu diesem nach Veranstalterangaben größten Laientheatertreffen Deutschlands geladen, bei dem Barth zufolge anders als bei vielen anderen Theatertreffen für Schüler "jeder mitmachen darf". 1999 hatte der Förderverein des Theaters die Aktion in Anlehnung an den Welttheatertag am 27. März ins Leben gerufen, das Theater unterstützt die Kinder und Jugendlichen unter anderem mit Technik, Bühnenbildern, Transportmöglichkeiten und Betreuung der Aufführungen.

Das Berufliche Schulzentrum beteiligt sich bereits seit zehn Jahren jedes Jahr mit einem neuen Stück am Theatertag. Stefan Zweigs "Schachnovelle" war schon dabei oder "Der zerbrochene Krug" von Heinrich von Kleist - durchaus anspruchsvolle Stücke. "Wir wollen ja nicht nur spielen, sondern auch eine Nachricht rüberbringen", erklärt Kevin Jacobs. Er spielt in "Romulus" den Hosenfabrikanten Cäsar Rupf, der in der Eroberung des Reiches durch die Hosen tragenden Germanen das große Geschäft wittert. Mit dem Stück über den Zerfall der Zivilisation wollten sie auch zum Nachdenken anregen, sagt der 18-Jährige.

2002 hätten Schüler im Literaturunterricht die Idee gehabt, selbst ein Stück auf die Bühne zu bringen, erzählt die Lehrerin Martina Liebsch, die die Theatergruppe von Beginn an betreut. Seitdem haben sich mehrere Schülergenerationen beteiligt. Da an der Schule nur die Klassen 11 bis 13 vertreten sind, müsse sie alle zweieinhalb Jahre neue Schüler akquirieren, sagt Liebsch. "Das ist schon ein Problem für die Gruppe." Auch Tom und Kevin stehen kurz vor dem Abitur und werden nur noch wenige Monate dabei sein.

Grimms Märchen und Sophokles, Musical und Kabarett

Sie gehören zu den ältesten Teilnehmern des Theatertages. Von der 1. bis zur 13. Klasse sind alle Altersstufen vertreten. Die Kleinsten seien in den vergangenen Jahren immer mehr geworden, sagt Organisatorin Barth. "Sie werden auch immer mutiger." Das Prinzip des Theatertages sei, dass wirklich jeder mitmache, auch wenn die Kleinen nur eine zehnminütige Vorstellung gäben. "Daraus basteln wir dann halt eine Revue zusammen", sagt die Theaterpädagogin.

Auf dem Programm stehen in diesem Jahr bei 43 Aufführungen auf 14 Bühnen in der Bautzener Innenstadt unter anderem Grimms Märchen und Schwarzlichttheater, Kabarett, Tanztheater und Musicals. Musicals seien immer beliebter geworden, sagt Barth. Selbst singen, tanzen und musizieren - nicht immer funktioniert das völlig fehlerfrei. "Aber das Publikum ist sehr aufgeschlossen, und weil viele selbst spielen, fiebern sie natürlich mit."

Nach dem eigenen Auftritt den anderen zuschauen

In diesem Jahr seien es wohl deutlich mehr als die erwarteten 4.000 Zuschauer gewesen, sagt die Organisatorin. "Teilweise gab es so viele Zuschauer, dass die Schüler kaum noch Platz zum Spielen hatten." Viele von ihnen sind ihnen sind Schulklassen und Kindergartengruppen aus Bautzen und dem Umkreis. Auch viele der jungen Theatermacher sehen sich nach ihrem eigenen Auftritt noch an, was die anderen so auf die Bühne bringen.

Voll ist am Morgen auch die Aula des Beruflichen Schulzentrums. Gekommen sind rund 100 Schüler, aber auch andere Interessierte - etwa zwei ältere Damen, die im Programmflyer von der Vorstellung gelesen und sich nachher ganz begeistert gezeigt hätten, erzählt Lehrerin Liebsch nach der Vorstellung. Dabei hätten die Schüler "improvisiert bis zum Gehtnichtmehr". "Aber keiner hat's gemerkt."

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