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"Hermannsschlacht" erstmals seit Ende der NS-Zeit wieder aufgeführt

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Osnabrück/Detmold - Das seit dem Ende der Nazidiktatur nicht mehr in Deutschland aufgeführte Bühnenstück "Die Hermannsschlacht" hat am Sonntag am Osnabrücker Theater Premiere. Der Detmolder Dramatiker Christian Dietrich Grabbe (1801 bis 1836) hatte das Stück kurz vor seinem Tod vollendet; uraufgeführt wurde es jedoch erst 1934. "Das Stück gehört in die Region", sagte der leitende Dramaturg, Jürgen Popig, in einem ddp-Interview in Osnabrück.

Der germanische Heerführer Arminius, der später vom Reformator Martin Luther den Namen Hermann erhielt, habe für die Nationalsozialisten eine Führer-Figur dargestellt, die das germanische Volk einte und zum Sieg gegen die Römer führte. In diesem Sinne hätten sie auch das Stück für sich vereinnahmt. In der Nazi-Fassung, die er gelesen habe, sei allerdings "wenig von Grabbe drin", sagte Popig.

Das Stück wird in Osnabrück zwar verkürzt, aber im Zusammenhang mit dem 2000. Jahrestag der Varusschlacht in seiner Originalform aufgeführt.

Er erinnerte an das ironische Ende des Stückes, das typisch für Grabbe sei. "Der Held hat zwar die Schlacht gewonnen, aber er hat nichts davon", sagte Popig in Anspielung darauf, dass auch Arminius nach der gewonnenen Varusschlacht nicht als König der Germanen in die Geschichte einging, sondern später von seinen eigenen Leuten ermordet wurde.

Regisseur Philip Tiedemann nannte es "reizvoll", ein Stück aufzuführen, das nur wenige Menschen kennen. Der Dichter solle für sich sprechen. "Wir sind mündig genug, um uns selbst Gedanken zu machen", sagte Tiedemann. Eine Besonderheit der Aufführung sei, dass die insgesamt zwölf Darsteller bis zu zwölf verschiedene Rollen übernehmen.

Nach der Premiere der "Hermannsschlacht" am Sonntag soll es bis Ende Juni zwölf weitere Aufführungen geben.

 

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