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Kol Koreh: Musik als Weg zur deutsch-israelischen Versöhnung

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Tel Aviv - Kol Koreh - das ist eine Stimme, die ruft. In diesem Fall nach Versöhnung. Denn der hebräische Ausdruck ist Name eines deutsch-israelischen Musikprojekts zum 50. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Die persönliche Geschichte dreier Musiker dient dabei als Symbol der Annäherung.

 

«Ich als Deutsche spiele israelische Musik», erklärt die Flötistin Christiane Peterseim (41), die schon seit 15 Jahren in Israel lebt. Bei einem Konzert im Tel Aviver Kunstmuseum trifft sie auf den Komponisten Gilad Hochman und den israelischen Dirigenten Guy Feder.

«Ich lebe seit sieben Jahren in Berlin», sagt der Israeli Hochman. Seine Werke wurden bei dem Konzert am Dienstagabend neben klassischen Werken von Beethoven und Bach gespielt. «Und ich bin die Brücke zwischen den beiden», sagt der 40-jährige Dirigent lachend. Jenseits aller hochtrabenden Erwartungen sei für ihn ein Konzert vor allem eine gemeinsame «Feier».

Das gemeinsame Musizieren sei «eine Auseinandersetzung mit der Geschichte, ohne sie zu vergessen», erklärt die deutsche Flötistin. Man könne Hindernisse überbrücken und trotz der Gräuel der Vergangenheit zusammenfinden. «Musik ist neben der Sprache ein weiteres Kommunikationsmittel und kann vielleicht als ein anderer Zugang dienen.»

Die drei Musiker kannten sich schon vorher und hatten schon häufiger zusammengearbeitet. Das gemeinsame Projekt war schon länger geplant. «Das Programm stand eigentlich schon fest, aber das 50. Jubiläum war ein guter Anlass», sagt Peterseim.

Bei ihrem Konzert lassen sie Werke der deutschen Frühklassik, der jüdischen Komponisten im Exil und der modernen israelischen Musik zusammen erklingen. «Es ist ein musikalischer Aufbruch, der aus den alten Wurzeln die Inspiration für neue Wege schöpft und in der Liebe zur Musik eine neue Leichtigkeit erfahrbar macht», so lautet das Programm. Bei Hochmans Mandolinenkonzert spielt als Solist der Israeli Alon Sariel, der auch an der Musikhochschule in Hannover studiert hat.

Obwohl heute Tausende von Israelis in Berlin leben, hält der 32-jährige Hochman die Beziehungen immer noch für sehr fragil. «Diese Brücke ist brüchig, sie muss immer wieder stabilisiert werden.» Er träumt davon, das Projekt auch nach Berlin zu bringen. «Vielleicht können wir andere inspirieren. Jeder tut im Kleinen, was er kann.»

Der deutsche Botschafter in Israel, Andreas Michaelis, spricht zu Beginn des Konzerts von «einer der schwierigsten Beziehungen, die es zwischen Staaten überhaupt geben kann». Als ein besonderes Zeichen der Hoffnung sieht er jedoch spontane Sympathiebekundungen, die er nach dem Absturz des deutschen Passagierflugzeugs in Südfrankreich von sehr vielen Israelis erfahren habe. «Ich war sehr bewegt von diesem Ausdruck der Freundschaft.»

 

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