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Musikbranche erwartet von der Ampel positive Signale für Kreative
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Musikbranche erwartet von der Ampel positive Signale für Kreative

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Berlin (dpa) - Die deutsche Musikbranche sieht in der Ampel-Koalition und bei der grünen Kulturstaatsministerin Claudia Roth positive Impulse für einen Neustart. So habe die rot-grün-gelbe Bundesregierung «zugesichert, einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin für die Kreativwirtschaft zu etablieren», sagte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), Florian Drücke, der DPA.

«Das ist ein Novum, und damit wurde eine zentrale Forderung der frisch etablierten Koalition der Kreativwirtschaft, k3d, direkt übernommen», sagte der Branchenmanager. «Es wird spannend zu erfahren, wer diese Zuständigkeit nun übernimmt.» Zur Initiative k3d gehören neben dem BVMI unter anderem der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft sowie der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft.

Der BVMI-Chef, dessen Verband die Interessen von rund 200 Tonträgerherstellern und Branchenunternehmen mit mehr als 80 Prozent Anteil am deutschen Musikmarkt vertritt, äußerte sich zuversichtlich über die Berufung Roths: «Wir erleben derzeit viele Diskussionen über die grundsätzliche Rolle der Kreativwirtschaft in der Gesellschaft - endlich, da das nach meiner Meinung bisher immer zu kurz kam.» Für die Musikbranche ist wichtig, dass sie «ganz selbstverständlich» unter der Überschrift «Wirtschaft» auftauche.

Die Grünen-Politikerin Roth (66) sei als Managerin der Deutschrock-Band Ton Steine Scherben in den 80ern «ja selbst einige Jahre in der Musikbranche aktiv» gewesen. Sie werde «mit ihrem eigenen Zugang auch zur Popkultur und zur gesellschaftlichen Kraft von Musik sicher ganz eigene Akzente setzen», erwartet Drücke. «Das könnte insofern ein neuer Dialog werden, auf den wir als Branche sehr positiv gespannt sind, um nicht zu sagen: Lust haben.»

Roth hatte in einem dpa-Interview gesagt, die geplante Verankerung von Kultur als Staatsziel in der Verfassung verpflichte «zu einer besonderen Förderung der Kultur, auch finanziell». Gerade in und nach der Corona-Pandemie sei dafür «die stärkste Lobby überhaupt» nötig. Sie selbst wolle «dabei parteiisch sein für die Bedeutung von Kunst und Kultur in unserer Gesellschaft», betonte die beim Kanzleramt angesiedelte neue Staatsministerin.

Mit einer Bruttowertschöpfung von über 100 Milliarden Euro trägt die Kultur- und Kreativwirtschaft nach eigenen Angaben gut drei Prozent zur volkswirtschaftlichen Gesamtleistung in Deutschland bei. Viel Gesprächsbedarf zwischen Musikbranche und Regierung sieht der BVMI-Chef weiterhin beim Thema Urheberrecht, etwa im Bereich des Musikkonsums über gratis zugängliche Plattformen wie Youtube.

«Die Umsetzung der Urheberrechtsreform in Deutschland halten wir für fehlgeleitet, das ist bekannt. Hier wurde ohne Not und ohne Rechtsgrundlage ein juristisches und praktisches Chaos bereitet», kritisierte Drücke im dpa-Gespräch. «Und eben weil diese Umsetzung der Richtlinie hierzulande so «speziell» erfolgt ist, sind wir in diesem Umfeld sehr wach.»

Es gehe nun darum, in einen «neuen Dialog» mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) einzutreten. Wichtig sei für den Dachverband «die Bedeutung des digitalen Lizenzgeschäfts am Markt zu unterstreichen und klarzumachen, dass es uns als Branche nicht darum geht, Musiknutzungen zu verhindern - sondern um Verbreitung und entsprechend werthaltige Monetarisierung».

 

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