Hauptrubrik
Banner Full-Size

Rostocker Theaterintendant Sewan Latchinian fristlos entlassen

Autor
Publikationsdatum
Body

Der Intendant des Rostocker Volkstheaters, Sewan Latchinian, ist fristlos entlassen worden. Grund dafür ist eine Äußerung Latchinians bei einer Demonstration Anfang März, als er die Theaterpolitik in Mecklenburg-Vorpommern mit den Kulturzerstörungen durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ verglich. Nach Angaben der Stadtverwaltung vom Dienstag folgte die Mehrheit des zuständigen Hauptausschusses der Bürgerschaft einem entsprechenden Antrag von Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos).

Nach Methlings Ansicht verstoßen die Äußerungen Latchinians gegen den Charakter des bis Juli 2019 laufenden Vertrags. Sie ließen Zweifel am Vertrauensverhältnis mit der Bürgerschaft aufkommen. Die Bürgerschaft hatte im Februar Strukturveränderungen beschlossen, unter anderem soll aus dem Vier- ein Zwei-Sparten-Theater werden. Die Entlassung Latchinians, der erst seit der Spielzeit 2014/15 in Rostock als Intendant arbeitet, ist der Höhepunkt eines monatelangen Streits um Kürzungen im Volkstheater und die Ausrichtung der Theaterpolitik im Nordosten.

Latchinian hatte bei der Demonstration in Neustrelitz gesagt: „Seit Wochen zerstören (...) IS-Schergen im Irak die jahrtausendealten Weltkulturerbestätten Nimrud und Kirkuk, aus religiösen Vorwänden. Und hier bei uns in Mecklenburg-Vorpommern - ich setze das nicht gleich, aber vergleichen muss man das schon - hat momentan im Namen des Geldes die Zerstörung funktionierender Theaterstrukturen begonnen.“

Latchinian hatte nachträglich betont, dass er mit dieser Äußerung an die Verantwortung erinnern wollte, behutsam mit dem Kulturerbe umzugehen. Allerdings habe er als Künstler das Recht auf poetische und satirische Zuspitzung. Vor der Sitzung des Hauptausschusses hatten rund 500 Menschen vor dem Rathaus ihre Solidarität mit Latchinian geäußert. Während der Sitzung waren mehr als 200 Demonstranten in das Rathaus eingedrungen, um sich für Latchinian einzusetzen. Sie störten lautstark den Hauptausschuss, bis der Intendant selbst herauskam, um die Lage zu beruhigen.

Nach Informationen von Deutschlandradio Kultur (1.4.), will Sewan Latchinian  gegen seine fristlose Kündigung klagen. Jeder wisse, dass sein Vergleich nur ein Vorwand für die Kündigung sei, sagte Latchinian dem Sender. «An meiner künstlerischen Arbeit kann es gar nicht gelegen haben, und das hat auch niemand gewagt zu behaupten.» Als Grund für die Kündigung vermutete er vielmehr seinen Widerstand gegen die Streichung von zwei der vier Sparten am Volkstheater. Latchinian sagte weiter, es tue ihm leid für das Publikum des Volkstheaters, die Bevölkerung Rostock und das Land Mecklenburg-Vorpommern.

 

Ort
Autor