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Schumann-Wettbewerb: Ururenkel entscheidet über Preisträger mit

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Zum 17. Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang treten ab Freitag so viele Musiker an wie nie zuvor. In Zwickau spielen die 258 Teilnehmer Werke aus dem Repertoire des romantischen Komponisten. Ihnen gegenüber wird auch ein Ururenkel des am 8. Juni 1810 in Zwickau geborenen Künstlers sitzen – als Juror. Wolf-Hildebrand Mosers Großmutter ist die Schumann-Enkelin Julie.

Diese wiederum war die älteste Tochter von Ferdinand, dem Sohn von Clara und Robert Schumann. Ob Großmutter, Mutter, Tante oder inzwischen Nichten und Neffen, mütterlicherseits ist das musikalische Talent unverkennbar: Die Auswahl reicht vom Sänger, Pianisten und Oboisten bis zum Klavierlehrer und Schulmusiker. Aber nicht nur die Schumann-Seite seiner Familie habe etliche Talente hervorgebracht, wie Moser sagt. „In dieser Familie hatte man gar keine andere Chance als die Musik.“

So war sein Vater Hans-Joachim Musikwissenschaftler und Komponist und dessen Vater Andreas Moser wiederum ebenfalls Musikprofessor und mit Johannes Brahms befreundet. Wolf-Hildebrand Moser, der während des Zwickauer Wettbewerbs seinen 73. Geburtstag feiert, hat es zunächst mit einem Studium der Geschichte versucht. „Bis zum Doktorthema habe ich es geschafft, dann habe ich doch auf Gesang umgesattelt. Irgendwann holt es einen ein, bereut habe ich es aber nie“, erzählt er.

20 Jahre lang hat er als Tenor auf deutschen Bühnen gestanden, und mit 49 Jahren abermals die Richtung geändert: bis zum Ruhestand vor sechs Jahren war er Theateragent. Aus dieser Zeit ist ihm auch der Schumann-Wettbewerb gut bekannt, den er bereits mehrfach besucht hat - aus purem Interesse an den Werken seines Urahns und um die Künstler zu hören.  

Als Juror im Fach Gesang, in dem sich diesmal 100 Sängerinnen und Sänger messen, prädestiniert ihn nicht allein seine Herkunft. Keiner der übrigen acht Juroren dürfte in seinem Leben schon so viele Vorsingen erlebt haben wie Moser. „Als Agent habe ich zehn Monate im Jahr alle zwei Wochen Hochschulabsolventen beurteilen müssen“, berichtet der in der Nähe von Braunschweig lebende Musikexperte. Das dürften pro Jahr knapp unter 1000 Vorsingen gewesen sein, schätzt er. „Und das 16 Jahre lang!“

Dass er nun zum erstmals in der Jury des seit 1956 ausgetragenen Schumann-Wettbewerbs sitzt, geht auf die Erkrankung eines schon gesetzten Jurors zurück. Vor wenigen Wochen habe ihn Thomas Synofzik, Leiter des Zwickauer Robert-Schumann-Hauses angerufen und gefragt, ob er einspringen wolle. „Zum Glück hat er es nochmal telefonisch versucht“, erzählt Moser. Denn die erste Anfrage lief in die digitale Leere, auf eine kaum noch genutzte alte E-Mail-Adresse.

Der Wettbewerb beginnt am Donnerstagabend mit einem Eröffnungskonzert des „Schumann-Quartetts“ im doppelten Wortsinn: Mit Ken, Mark und Erik Schumann treten Söhne Robert Schumanns auf – allerdings des Düsseldorfer Geigers. Spielen werden sie aber unter anderem ein Streichquartett des Zwickauer Komponisten. Komplettiert wird das Ensemble durch Bratschistin Liisa Randalu, deren Vater Kalle Randalu 1981 selbst Schumann-Preisträger war – als Pianist.

Das eigentliche Programm beginnt am nächsten Tag mit der ersten Auswahlrunde bis zum 16. Juni. Am 17. und 18. Juni steht die Finalwertung unter Begleitung des Philharmonischen Orchesters Plauen-Zwickau an, erklärt Wettbewerbsleiter Synofzik. Den Abschluss bildet dann am 19. Juni das Preisträgerkonzert. Die seit 1956 und alle vier Jahre ausgetragene Zwickauer Konkurrenz ist einer der drei ältesten internationalen Interpretationswettbewerbe. Die ersten Plätze in den Kategorien Klavier sowie Sängerin und Sänger sind mit je 10.000 Euro dotiert.

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