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Tankred Dorsts neues Stück «Die Freude am Leben» in Bonn gefeiert

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Mit Beifall hat das Publikum am Samstagabend das neue Stück «Die Freude am Leben» von Tankred Dorst gefeiert. Am Bonner Schauspiel inszenierte Regisseur Harald Clemen die Uraufführung dieses hintergründigen Spiels um das Scheitern von Liebe und Hoffnung.

Bonn (ddp). Dabei setzte Clemen immer wieder auf die Doppelbödigkeit von grotesken Traumsequenzen und realistischen Momenten. So stößt eine Chor-Gemeinschaft plötzlich auf eine Leiche.
Der 76-jährige Autor und Büchner-Preisträger Tankred Dorst ist der meistgespielte deutsche Dramatiker der Gegenwart. Wie schon seine vergangenen Bühnenwerke ist «Die Freude am Leben» wieder in Zusammenarbeit mit seiner Frau Ursula Ehler entstanden.
(Weitere Informationen im Internet: www.theater.bonn.de)

«Meine Werke sind meine Biografie» - Dorst gilt als der meist gespielte deutsche Dramatiker=
Bonn (ddp). Seine ersten Gehversuche als Dramatiker unternahm Dorst in den fünfziger Jahren auf der Münchner Marionetten-Bühne «Das kleine Spiel». Doch der eigentliche Durchbruch im Theater gelang dem 1925 im thüringischen Sonneberg geborenen Dorst mit dem Anti-Kriegsstück «Große Schmährede an der Stadtmauer», das 1961 im Jahr des Berliner Mauerbaus uraufgeführt wurde. Sein größter Erfolg, das Revolutionsdrama «Toller» über das Scheitern des Expressionisten Ernst Toller als Anführer der Münchner Räterepublik, sorgte für heftige Kontroversen: Der 68er-Bewegung war es nicht ideologisch genug. Heute ist es Schullektüre.
Im aktuellen Gespräch mit der «Welt am Sonntag» sagt Dorst: «Meine Werke sind meine Biografie.» Im Ganzen sehe er die Welt in dunklen Farben. In dem jetzt uraufgeführten Stück «Die Freude am Leben» sei die «Schöpfung» eine utopische, sinnvolle Gegenwelt: «Realität als missglückte Schöpfung ist die Katastrophe.»
Im Zentrum seiner nunmehr fast 50 Stücke, Drehbücher und Libretti, die zum Teil in Zusammenarbeit mit seiner Ehefrau Ursula Ehler entstanden sind, steht immer wieder das Gegenspiel von Hoffnung und Tragik. In einem Interview, das Dorst mit sich selbst führte, bekannte er: «In dem Theater wird die Frage nach der Situation des Menschen immer wieder neu gestellt. So sehe ich das Theater als Institution nicht zur Belehrung, sondern zur Rettung des Menschen.» Dorst, der meistgespielte deutschsprachige Autor der Gegenwart lebt heute in München. Er ist Träger des renommierten Büchner-Preises (1990) und des «Ludwig-Mülheim-Preises für religiöse Dramatik» (1991).