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Überschäumendes Temperament und perkussive Piano-Extravaganzen kennzeichnen den „Timba à la Americana“ von Harold López-Nussa

Überschäumendes Temperament und perkussive Piano-Extravaganzen kennzeichnen den „Timba à la Americana“ von Harold López-Nussa

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Aktuelle Jazzklavier-Spektren

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Stil-Diversität in der Jazzklavier-Praxis der Gegenwart zeigt sich sowohl innerhalb des Repertoires als auch im Vergleich der Provenienz einzelner Ensembles. Der historischen Moderne verpflichtet und mit einer Verbeugung vor seinem Idol Bill Evans, hat sich der deutsche Tasten-Nestor Joe Haider im Alter von 88 Jahren dessen „Village Vanguard Sessions“ (original New York 1961) angeeignet und mit Bassist Lorenz Beyeler und Schlagzeuger Tobias Friedli in Live-Konzerten revitalisiert.

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Verblüffend, wie solch eine Hommage gelingen kann. Denn das Trio ist fähig, in paritätischen Rollen etwa die impressionistischen Piano-Digressionen und komplementär-dialogische Bass-Kontras zum Bürsten-Swing bei „Gloria’s Step“ bestens zu balancieren, und Joe Haider überzeugt durch reife Souveränität und spontanen Esprit. (Sound Hills / Do-CD) 

Referenzen zur Vergangenheit sind auch für Vijay Iyer aus den USA wichtig, zunächst allerdings anonym-­assoziativ als „Compassion“, mit der er im Kontext der von Tyshawn Sorey geklöppelten Trommeln und Bassgrundierung von Linda May Han Oh Tonzellen zu melodischen Strukturen formt. Kollektiv kann sogar ein „Arch“ (Bogen) entstehen, der dann explizit auf den „Overjoyed“-Vamp von Stevie Wonder verweist, dessen Thema durch intensives Interplay entwickelt wird. Ein kompakt agierendes Trio mit Sinn für komplexe Soundnetze. (ECM)

Anders hat das Trio Dock in Absolute aus Luxemburg sein Album „Reflekt“ organisiert: Da ist Pianist Jean-Philippe Koch für den „Heartbeat“ verantwortlich, hält seinen Presto-Ostinato-Puls gegen das halbierte Tempo von Schlagzeuger Victor Kraus, sodass sich Bassist Arne Wiegand solistisch inszenieren kann. Diesem Prinzip paralleler Linien folgen auch bei „In Your Steps“ sich bewegende Akkord-Progressionen oder „Rolling“-Patterns, die den Weg für impulsive Drum-Improvisationen bereiten. Das Klavier ist also meistens, ganz unüblich, die stabile Minimal-Kulisse für Bass- und Perkussion-Episoden – eine bemerkenswerte Dreier-Konstellation mit verschobenen Prioritäten. (Cam Jazz) 

Diagonal ist die Perspektive des israelisch-italienischen Musikers Yakir Arbib auf „Three Colors“ gerichtet. Seine Komponenten sind: populäre Melodik, die er mit Bassist Chris Jennings und Schlagzeuger Roberto Giaquinto durch elegante Improvisationen moduliert; eine klassische „Yellow Sonata“, deren Motiv geschickt gedrechselt wird; ein Orient-Riff aus „The Pink Kasbah“, als exotische Klang-Fantasie in Maqam-Extempores und variablen Timbres präsentiert. Synästhesie und Jazz-Gefühl fügen sich mit dieser Band zu attraktiven Songs. (Jazzline) 

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Überschäumendes Temperament und perkussive Piano-Extravaganzen kennzeichnen den „Timba à la Americana“ von Harold López-Nussa

Überschäumendes Temperament und perkussive Piano-Extravaganzen kennzeichnen den „Timba à la Americana“ von Harold López-Nussa

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Überschäumendes Temperament und perkussive Piano-Extravaganzen kennzeichnen den „Timba à la Americana“ von Harold López-Nussa aus Kuba. Zur Verstärkung seiner knisternden Tanz-Riffs wird er von indigenen Trommel- und Conga-Sounds sowie vom Harmonika-Virtuosen Grégoire Maret flankiert – polyrhythmische Sequenzen kommen in vertrackter Stimmführung nachhaltig zur Geltung. Ein elektrisierendes Hör-Vergnügen. Die intern-spieltechnisch und extern-kulturell wirkenden Spektren des Jazzklaviers haben anscheinend sehr dehnbare Horizonte. (Blue Note) 

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