Duke Ellington hat als überragende Persönlichkeit etliche Generationen in ihrer Attitüde zum Jazz geprägt. Oft so, dass er zum gedenkwürdigen Idol, zumindest Mentor wurde.
Ellingtonia und andere Zueignungen
1
Ein ganzes Porträt-Album haben ihm die japanische Pianistin Aki Takase und ihr Saxophon-Partner Daniel Erdmann zugeeignet, wobei sie Originale für ihr Duo neu arrangierten. Daraus sind pikareske Paraphrasen geworden, etwa „In A Sentimental Moon“ zum Chanson modifiziert, wonach ein samt-rauer Sax-Monolog zum „Prelude To A Kiss“ als anschmiegsames Duo überleitet. Freundliche Ironie ist gelegentlich präsent, wenn sie die Ellington-Songs manchmal ziemlich frei, jedoch immer mit empathischem Respekt interpretieren. (Enja)
2
Anders bezieht sich Nitai Hershkovits aus Israel auf kluge Vorgänger: „Call On The Old Wise“. Seine Ellington-Referenz „Single Petal Of A Rose“ ist eher eine strenge Meditation. Im distinguierten Klavier-Stil gestaltet er seine Miniaturen zu introvertierten Betrachtungen oder schweifenden Gedanken wie im Spieluhr-Modus des Titelsongs. Der ist ebenso wie die konzentrierte Swingnummer „Of Mentorship“ und „For Suzan“ seiner Klavierlehrerin Suzan Cohen gewidmet. (ECM)
3
Lyrisches und dennoch scharf konturiertes Pastell – so die Tongebung beim Trompeter Chet Baker – geleitet David Enhco aus Frankreich und Pianist Marc Perrenoud aus der Schweiz als Erinnerung an den Cool-Jazz-Star. Mangels eigener Kompositionen von Baker besteht diese famose, schlicht „Chet“ betitelte Hommage aus einer Selektion seiner einst favorisierten Songs, die nun in seinem Sinn und doch darüber hinaus sehr persönlich von David Enhco interpretiert werden, nämlich in weicher und zugleich klarer Artikulation. Vital sprühende Dialoge für „My Funny Valentine“ oder Chiaroscuro Trompeten-Timbres in „Con Alma“ weisen im dichten Duo auf typische Chet-Facetten. (Nome)
4
Ein singendes Pendant dazu ist Stacey Kent, denn ihre Kollektion bekannter Standards soll interessierte Hörer vor allem zum Repertoire aus Frankreich führen: Im lässigen Samba-Shuffle etwa zur Aufforderung „Summer Me, Winter Me“ von Michel Legrand, dessen dezenten Stil sie mit fragiler Stimme in melancholische Atmosphäre rückt. Gar fast schmachtend im Streicher-Arrangement klingt das Chanson „If You Go Away“ von Jacques Brel. Ergänzend präsentiert sie, meistens mit Quartett-Besetzung, noch Songs wie „Happy Talk“ von Richard Rodgers, „Show Me“ von Frederick Loewe sowie „Corcovado“-Latinrhythmen von Antonio Carlos Jobim und andere, die man nicht vergessen sollte. (Naïve)
5
In Wissenschaft, Kunst und Sport einst prominente Frauen möchte die Pianistin und Sängerin Anke Helfrich würdigen, indem sie wiederum bei Duke Ellington und seiner „Sophisticated Lady“ anknüpft. Auf ihrer Liste mit zehn Namen ist ihre Kollegin Geri Allen die erste, und ein Klavier-Ostinato zur con arco gespielten Bassmelodie leitet zu „Time Will Tell“-Rezitativen, die Terry Lynn Carrington über ihre Freundin spricht. Deklamationen über Gemälde bestimmen das Intro zum Frida-Kahlo-Porträt „La Oscura“: Eine Silhouette der mexikanische Malerin entsteht aus gesprenkeltem Klavier-Blues und subtilem Swing. Der australische Posaunist Adrian Mears füllt die Palette, insbesondere mit Didgeridoo-Multiphonics für die indigene Sprinterin Cathy Freeman, die in einem Rockpattern und in funky Klavier-Voicings reflektiert wird. Unterstützt wird Anke Helfrich von Bassist Dietmar Fuhr und Schlagzeuger Jens Düppe, die so wie sie davon überzeugt sind, dass Frauen gemäß dem Albumtitel „We’ll Rise“ die Zukunft gestalten werden. (Enja)
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