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Einzige Kandidatin - Monika Piel vor ihrer zweiten Amtszeit als WDR-Intendantin - Kritik an ARD-Programm [update, 30.5.]

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Köln (dapd-nrw). Ohne Gegenkandidat wird die WDR-Intendantin Monika Piel am Mittwoch (30. Mai) vom Rundfunkrat für eine zweite Amtszeit gewählt. Das Aufsichtsgremium signalisiert damit, wie unumstritten sie aus seiner Sicht ist. Piels erste Amtszeit läuft bis 31. März 2013. Sie wird erneut auf sechs Jahre gewählt und würde dann mit 68 Jahren aufhören.

 

Piel ist Chefin der größten ARD-Anstalt mit derzeit 4.279 Beschäftigten und einem Etat von 1,43 Milliarden Euro (Haushalt 2012). Ihr Jahresgehalt für 2009 betrug 308.000 Euro. Seit 2009 spart der Sender jedes Jahr 50 Millionen Euro ein; das soll bis einschließlich 2014 so fortgesetzt werden.

Bei ihrer Amtseinführung hatte Piel Entwicklungsfreiheit im Internet für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gefordert. "Wir dürfen nicht zulassen, dass eines gar nicht so fernen Tages unsere Programme nur noch auf dann veralteten Randwegen oder von nur ausschließlich kommerziell denkenden Netzbetreibern verschlüsselt zu unserem Publikum gelangen", sagte sie. Der Streit mit Zeitungsverlegern über die Kompetenzen im Netz ist bis heute nicht gelöst.

Acht Zeitungsverlage wollen vor Gericht erreichen, dass festgestellt wird, die kostenlose "Tagesschau-App" verstoße als "presseähnliches" Angebot gegen den Rundfunkstaatsvertrag. Auf dem Verhandlungsweg hatten beide Seiten einen Kompromiss erzielt, von dem dann jedoch nach Angaben des Verlegerverbands BDZV sowohl ARD und ZDF abgerückt sind. Im aktuellen "Spiegel" heißt es, ZDF-Intendant Thomas Bellut habe kurz vor der Unterschrift die Notbremse gezogen. "Piel und das Erste waren blamiert", meint das Blatt.

Kritik wegen "Gottschalk Live"

Piel, die noch bis Ende dieses Jahres ARD-Vorsitzende ist, wird auch für das gescheiterte, vom WDR verantwortete Projekt "Gottschalk Live" kritisiert. Sie hatte argumentiert, die Sender müssten auch einmal etwas probieren dürfen, und durchgesetzt, dass für Thomas Gottschalk erst nach den vereinbarten 144 Sendungen Schluss ist (am 7. Juni). Am Anfang ihrer Amtszeit hatte die Intendantin angekündigt, sie wolle gemeinsam mit der neuen Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff versuchen, in der Unterhaltung an frühere innovative Zeiten anzuknüpfen. Sie würde Hape Kerkeling sehr gerne beim WDR haben, sagte Piel damals.

Derzeit kocht ein Streit über die Reform des Kultursenders WDR 3, das zunehmend auf Musik ausgerichtet werden soll, um eine Dopplung des Angebots mit WDR 5 zu vermeiden. Mehr als 70 Kulturschaffende wandten sich in einem Offenen Brief an die WDR-Intendantin dagegen, ein anspruchsvolles Kulturprogramm allmählich in ein "leicht konsumierbares Häppchenangebot" zu verwandeln. Den Brief der "Initiative für Kultur und Rundfunk" unterzeichneten mittlerweile mehr als 18600 Radiohörer.

Zu den auf ARD-Ebene nicht erreichten Zielen gehört die Vorverlegung der "Tagesthemen". An der Sendezeit 22.15 Uhr müsse man auch im Hinblick auf das 30 Minuten früher startende "heute journal" des ZDF dringend etwas ändern, forderte Piel. Doch dann galt es schon als Erfolg, dass die "Tagesthemen" feste Anfangszeiten bekamen, aber wie gehabt ab 22.15 Uhr.

Ansonsten fällt die Intendantin durch Zurückhaltung in der Öffentlichkeit auf. Ihr Vorgänger Fritz Pleitgen bescheinigte ihr einen "souveränen und zugleich solidarischen Führungsstil".

Monika Piels Anfänge beim WDR reichen bis in die Zeit ihres Studiums zurück. Sie wurde am 9. April 1951 in Bensberg im Rheinland geboren, begann mit 14 Jahren eine Verwaltungslehre im Amtsgericht, erlangte dann die mittlere Reife und die Fachhochschulreife. Nach ihrem Fachhochschulstudium der Betriebswirtschaft studierte sie Jura und Orientalistik in Köln. Sie jobbte beim WDR als Assistentin von Werner Höfer beim "Internationalen Frühschoppen". Sie arbeitete danach als Moderatorin, Redakteurin und Korrespondentin für den Sender.

1993 stieg sie zur Leiterin der Hörfunk-Programmgruppe Wirtschaft, Landwirtschaft, Umwelt und Verkehr auf, nur ein Jahr später zur stellvertretenden Chefredakteurin. 1997 wurde Piel Chefredakteurin und stellvertretende Hörfunkdirektorin. Auf den Zenit ihrer Radiokarriere gelangte sie 1998 mit der Wahl zur Hörfunkdirektorin. Während der ARD-Geschäftsführung 2001 bis 2002 war sie Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission. Von 2002 bis 2008 moderierte Monika Piel den "Presseclub" im Ersten. Im November 2006 wählte der Rundfunkrat sie zur Intendantin. 38 Mitglieder stimmten für sie, zwei gegen sie, und zwei enthielten sich. Piel ist Mutter einer Tochter und lebt mit ihrer Familie in der Voreifel. Dort engagiert sie sich für den Naturpark und die heimischen Wildkatzen, die "Eifeltiger", wie es im Personenarchiv "Munzinger" heißt.

 

[update, 30.5.]

Am Mittwoch stimmte der Rundfunkrat mit breiter Mehrheit für die Wiederwahl der 61-Jährigen. Damit verlängert sich ihr bis 2013 laufender Vertrag um weitere sechs Jahre. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Das Aufsichtsgremium signalisierte damit, wie unumstritten Piel aus seiner Sicht ist.

Die langjährige WDR-Hörfunkdirektorin bleibt somit die Chefin der größten ARD-Anstalt mit derzeit 4.279 Beschäftigten und einem Etat von 1,43 Milliarden Euro (Haushalt 2012). Ihr Jahresgehalt für 2009 betrug 308.000 Euro. Seit 2009 spart der Sender jedes Jahr 50 Millionen Euro ein; das soll bis einschließlich 2014 so fortgesetzt werden.

Der WDR solle der Motor für programmliche Innovationen und technischen Fortschritt bleiben, betonte Piel nach ihrer Wiederwahl. "Mein Kurs: erstklassige Qualität in den Programmen, solides Wirtschaften auf allen Ebenen und technischer Fortschritt zum Nutzen unseres Publikums."

 

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