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Personalia 2012/06

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Zum Tode des Sängers Dietrich Fischer-Dieskau +++ Ein Nachruf auf die Pianistin und Pädagogin Elgin Roth +++ Felix Werder +++ LAG Jazz in Bayern +++ Christoph Becher wird Intendant des WKO

Liedgesang als schöpferischer Akt – Zum Tode des Sängers Dietrich Fischer-Dieskau

Großer Liedgesang: Das ist die perfekte Verbindung, ja Durchdringung von Wort und Ton. Die gedankliche Erfassung dessen, was im Text mitgeteilt und ausgedrückt werden soll, und dann die kongeniale Verschmelzung mit den musikalischen und vokalen Ausdruckselementen, die der Komponist gleichsam als überhöhenden Kommentar hinzugefügt hat. Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau erfülle diese Ideal-Voraussetzungen der Liedkunst mit seltener Vollkommenheit. Als er nach dem letzten Krieg 1947 seine erste „Winterreise“ gestaltete, wirkte das wie eine Neuschöpfung. Später äußerte Jean Cocteau einmal, Fischer-Dieskau sänge so, als komponiere er das jeweilige Werk im Augenblick des Singens. Das war richtig „erhört“. Den unendlichen Kosmos des deutschen romantischen Klavierliedes, das Schaffen eines Schubert, Schumann, Brahms, Hugo Wolf öffnete er mit ungewohnter Tiefenschärfe. Nicht nur das deutsche Publikum lag ihm zu Füßen, als Botschafter des Kunstliedes gastierte er in vielen Ländern, trug mit seiner Kunst zur Versöhnung bei. Seine lyrisch-weich timbrierte Baritonstimme war dank der präzisen Textbehandlung gleichwohl des dramatischen Ausdrucks fähig. Das brachte ihn zur Oper. 1948 verpflichtete ihn die Städtische Oper Berlin als ersten lyrischen Bariton. Verdis Posa im „Don Carlos“, der Wolfram in Wagners „Tannhäuser“, Papageno, Verdis „Falstaff“ – Fischer-Dieskau erarbeitete sich ein breites Repertoire, mit dem er an vielen großen Opernhäusern und bei Festspielen glänzte. Der Moderne stand er aufgeschlossen gegenüber. Henze schrieb ihm den Gregor Mittenhofer in der „Elegie für junge Liebende“, Hindemiths „Mathis“, Bergs „Wozzeck“, Busonis „Doktor Faustus“, von Einems „Danton“ waren weitere Titel. Den größten Triumph aber feierte er mit der Uraufführung von Aribert Reimanns „Lear“ 1978 an der Münchner Oper. König Lear als Ikone des Leidens  – Dietrich Fischer-Dieskau gestaltete das ergreifend und überwältigend. Anfang 1993 beendete der Sänger seine Konzertauftritte. Schriftstellerische Tätigkeiten, Dirigieraufträge und Nachwuchspflege füllten die späten Jahre sinnstiftend aus. Tausende Schallplatten (CDs) bewahren die Erinnerung an einen großen Sänger. Jetzt ist Dietrich Fischer-Dieskau im Alter von 86 Jahren in Berg am Starnberger See gestorben.  [Gerhard Rohde]

Die Wiederentdeckerin der Einfachheit – Ein Nachruf auf die Pianistin und Pädagogin Elgin Roth

Ein Nachruf auf die Pianistin und Klavierpädagogin Elgin Roth erreichte unsere Redaktion von PRO MUSICA e.V., Verein zur Förderung des Instituts für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die neue musikzeitung druckt ihn in Auszügen nach:

„Unsere geschätzte Kollegin und verehrte Klavierpädagogin verstarb nach langer Krankheit am 10. Mai 2012 im Alter von 86 Jahren in Hamburg. Wir verlieren mit ihr eine herausragende Persönlichkeit, die sich jahrzehntelang mit außergewöhnlichem Fachwissen und Engagement der pianistischen und klavierpädagogischen Ausbildung zahlreicher Musiker gewidmet hat.

Geboren am 2. Januar 1926 in Braunschweig und geprägt durch die schweren Jahre des Neubeginns nach dem Zweiten Weltkrieg absolvierte Elgin Roth ihr künstlerisches Klavierdiplom 1959 an der Musikhochschule Lübeck. Von 1976 bis 1991 hatte sie in Hamburg eine Klavierprofessur inne.  

Auch in den Jahren danach widmete sie sich mit unverminderter Energie der Ausbildung junger Pianistinnen und Pianisten, engagierte sich sehr für die Erforschung der physiologischen Ursachen von musikalischen Wirkungen beim Klavierspiel, um späteren Spielschäden vorzubeugen. 

Seit den 90er-Jahren wirkte sie als Referentin auch am Institut für Musik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg bei den klaviermethodischen Seminaren und Foren, um die Studierenden für die Kriterien körperbewussten Klavierspiels und pianistischer Bewegungsschulung zu sensibilisieren.

Neben ihrer regelmäßigen Vortragstätigkeit ist Elgin Roth als Autorin wichtiger Publikationen zur Klavier-methodik bekannt geworden. Dazu gehören vor allem „Klavierspiel und Körperbewusstsein“ (2001) und „Die Wiederentdeckung der Einfachheit“ (2004). Ebenso trat sie als Herausgeberin von Elisabeth Calands „Das künstlerische Klavierspiel“ (2006) hervor.Elgin Roth war Ehrenmitglied von PRO MUSICA e.V., Verein zur Förderung des Instituts für Musik der Halleschen Universität. In Anerkennung ihrer Verdienste um die pianistische Ausbildung initiierte PRO MUSICA ein Förderstipendium für herausragende künstlerische Leistungen und verband dieses mit ihrem Namen. Das „Elgin-Roth-Stipendium“ stellt eine besondere Verpflichtung dar und wird seit dem Wintersemester 2000 an hoch motivierte und begabte Studierende vergeben.“

Felix Werder

Noch am 23. Februar 2012 war Felix Werder zum 90. Geburtstag an seinem Wohnort Melbourne mit einem Konzert geehrt worden. Drei neue Werke, darunter das Streichquartett Nr. 19, wurden dabei uraufgeführt. Am 3. Mai ist der Komponist nach langer Krankheit gestorben. Der Sohn des jüdischen Kantors Boas Bischofswerder war 1922 in Berlin zur Welt gekommen. Von England, wohin die Familie 1933 geflohen war, wurde er mit seinem Vater 1940 als „feindlicher Ausländer“ nach Australien deportiert.

Diese Deportation und die nachfolgende Internierung bewirkten, dass sich Felix Werder in Australien zeitlebens als Außenseiter sah. In der Doppelrolle als gefürchteter Musikkritiker (für die Tageszeitung „The Age“) und experimenteller Komponist propagierte er das dort damals noch ungewohnte Konzept der Neuen Musik, wobei er unbeirrt mitteleuropäische Maßstäbe anwandte. Das Denken von Schönberg, Bartók, Schiller, Herder und Kandinsky prägten sein umfangreiches, für Interpreten wie Hörer anspruchsvolles Schaffen, zu dem neben Kammermusik-, Orchester- und Bühnenwerken auch elektronische Musik gehört.

Mit seinem „Australia Felix“ Ensemble hatte er in den 70er- und 80er-Jahren mehrfach in Deutschland gastiert. Für seine Verdienste um die australische Musik wurde Felix Werder 1976 mit dem Order of Australia und 2002 mit dem Ehrendoktor der Universität Melbourne ausgezeichnet. [Albrecht Dümling]

LAG Jazz in Bayern

Nach mehr als zehnjähriger Kontinuität wählten die Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jazz in Bayern e.V. Mitte Mai den Verleger und Publizisten Theo Geißler, die Rechtsanwältin Barbara Heinrich von der Münchner Unterfahrt und den Komponisten und Saxophonisten Steffen Schorn, Leiter des Studiengangs Jazz der Hochschule für Musik Nürnberg, zu ihrem neuen Vorstand. Mehr in der aktuellen Jazzzeitung 3/2012.

Christoph Becher wird Intendant des WKO

Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn (WKO) hat einen neuen geschäftsführenden Intendanten. Christoph Becher wurde Ende April vom Stiftungsrat der Stiftung Württembergisches Kammerorchester Heilbronn (Stiftung WKO) in seiner ersten und konstituierenden Sitzung gewählt. Ab dem 1. September 2012 wird Becher seine neue Stelle in Heilbronn antreten. Becher wird gleichzeitig Vorsitzender des Vorstands der Stiftung WKO.

Christoph Becher kommt aus Hamburg und ist seit 2007 der persönliche Referent von Generalintendant Christoph Lieben-Seutter für die HamburgMusik gGmbH – Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft.

Davor war Becher am Wiener Konzerthaus und an der Hamburgischen Staatsoper tätig gewesen.

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