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Bewegte Tour

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Chorleiter auf Studienreise
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Sie sind kompetent und kennen ihr Handwerk, sie sind neugierig und aufgeschlossen, sie freuen sich über Anregungen, sie genießen es, mal nicht vorn zu stehen, sondern im Hintergrund zu beobachten und genau hinzuhören, sie machen sich Notizen und – mit am allerwichtigsten – sitzen am Abend beim Wein zusammen und reden über alles Gehörte und Gesehene. Es sind Chorleiter auf einer Study-Tour.

Eine Study-Tour – was ist das denn? Nicht nur Laien fragen, was dieses „neudeutsche“ Wort bedeutet, auch Musiker, Chorleiter und Sänger wissen es nicht immer recht einzuordnen. Die Chorleiter von Europa Cantat oder ähnlichen Festivals wissen allerdings Bescheid. Beim
EUROTREFF 07 in Wolfenbüttel wurde zum ersten Mal so ein – auf Deutsch – Studienrundgang mit in das Programm einbezogen, das diesmal den Schwerpunkt „Chor bewegt“ hatte.

Zwei Vorstandsmitglieder, beide engagierte Chorleiter und -festival-Besucher stellten sich ehrenamtlich als Leitung zur Verfügung. Was hat es nun mit dieser Study-Tour – der englische Titel macht ja doch mehr her! – auf sich? Es wurden Chorleiter angesprochen, an allen Workshops des EUROTREFFs teilzunehmen, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. Sie konnten mit den Workshop-Leitern und mit den Chören sprechen, sich austauschen, Kontakte knüpfen und natürlich - abgucken! Einmal nicht für alles verantwortlich sein, sondern sich in dem für sie bekannten und meist schon „abgehangenen“ Chorgeschäft treiben zu lassen und viele neue Ideen mit nach Hause zu nehmen: Das war für alle bereichernd, wichtig und auch entspannend (alle Teilnehmer bekamen reservierte Plätze für alle Konzerte).

Nina Schoeneck und ich hatten die Leitung dieser zehn-köpfigen Gruppe. Auch hier kamen viele Kilometer zusammen: aus dem tiefsten Bayerischen Wald, aus Augsburg, dem Rheinland, Sachsen und aus Niedersachsen. Mit Kirchenmusikern, Musiklehrern aller Art, Stimmbildnern und freien Chorleitern war die Gruppe lebendig gefüllt.

Wir entschieden uns nach einem Aufwärm-Kennenlernen im feinen Schloss Wolfenbüttel für einen autoritären Anfang der Tour („wir sagen an, wo es lang geht und alle kommen mit!“), weil auch für die entsprechenden Shuttles gesorgt werden musste. Wir ließen die Gruppe aber dann natürlich „frei“ laufen, so dass jeder entscheiden konnte, wann und wie lange er bei den einzelnen Workshops bleiben wollte. Manchmal konnte man sich im vollen Zelt beim Mittagessen treffen, manchmal sah man den einen oder anderen auch in der schönen Fachwerkstadt Wolfenbüttel beim Cappuccino ausruhen. Spät abends nach den Konzerten machten wir jeweils einen anderen „Lokaltermin“ aus, um über alles zu sprechen. Keiner „seilte sich ab“ oder zeigte sich uninteressiert. Die Lust und das Interesse am Zuhören und Mitnehmen aller Erfahrungen war groß.

Nach dem fulminanten Abschlusskonzert in der Lindenhalle, bei dem wirklich „der Bär tobte“, trafen wir uns zum Abschluss-Feedback in einer „gemütlichen Abstellkammer“, wie es ein Teilnehmer etwas abfällig nannte. Unprogrammgemäß konnten wir nur dieses Provisorium benutzen, weil alle anderen Räume von glücklichen, verschwitzten und tobenden Jugendlichen besetzt waren, ehe dann fast alle 700 Teilnehmer aus 18 Ländern eine riesige Tanz-Disco-Abschiedsparty an ihrem Auftrittsort in der Lindenhalle feierten!

Ich denke, dass sich die Study-Tour gelohnt hat. Die Stimmung war gut, das Interesse groß, ebenso die Bewunderung für eine solche Veranstaltung, die inhaltlich und organisatorisch gelungen war. Zum EUROTREFF 09, der vom 9. bis 13. September 2009 in Wolfenbüttel stattfinden wird, kann ich die Study-Tour allen interessierten Musikern empfehlen und lade herzlich dazu ein!

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