Banner Full-Size

Exotisch, klassisch, jazzig

Untertitel
„Wundertüte“ Jugendkonzert beim „Tag der Hausmusik“ in München
Publikationsdatum
Body

Die diesjährige Jugendkonzertmatinee „Tag der Hausmusik“ am 13. November 2011 im Stadtmuseum München ließ keinen Wunsch offen. Die Musiklehrer des Tonkünstlerverbandes München können stolz sein auf ihre Schützlinge.

Die jungen Nachwuchskünstler stellten sich dem Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm vor, das von Elisabeth Englhardt-Sperer zusammengestellt worden war. Elena Gottstein, Jonas Kurz und Jakob Riemenschneider eröffneten die Matinee mit dem Stück „März“ von Hermann Regner. Mit neuen Klängen und Rhythmen schafft der Komponist sogenannte Klangbilder, meist mit außermusikalischem Titel.
Im Anschluss bewiesen Lukas Wolf und Julian Karpf ihr pianistisches Können, indem sie in sehr gutem Zusammenspiel und mit ausgereifter dynamischer Präzision Antonín Dvoráks Slawischen Tanz in g-Moll vortrugen. Auf eine Reise in die Barockzeit lud das Duo Manuel Hoffmann (Marimba) und Angela Ritz-Hoffmann (Klavier) ein. Mit dieser ungewöhnlichen Klangfarbenkombination wurde Benedetto Marcellos Sonate in F-Dur ein Hauch von Exotik verliehen.
Wieder in der Gegenwart angelangt, begeisterte das Klarinettenduo Lukas Hartmann und Siegfried Gruber mit einem „Blues in B“ und „Daisy“ von Heinz Both, Jazzkomponist und Gründer der Jugendbigband in Hannover. Ragtimefreunde konnten auch bei Thomas Million Turpins „Bowery Rag – Two Step“ nicht stillhalten, gespielt von Manuel Hoffman und Angela Ritz-Hoffmann. Im anschließenden Solostück für Marimba, „Dance of the Hippolollipops“, ließ Manuel Hoffmann den nebligen November vergessen und erfüllte den Raum für kurze Zeit mit karibischem Flair. Mit dem ersten Satz „Allegro molto“ aus Ignaz Lachners Sonatine D-Dur zeigte das Violintrio Birgit Petrzik, Veronika Billig und Ursula Billig-Klafke viel musikalisches Können. Präzise Dynamik und feine Anschlagtechnik stellten Alina und Samira Karpf unter Beweis, die mit Sergej Rachmaninovs „Romanze“ aus der Sammlung für Klavierstücke zu vier Händen der unverwechselbaren Klangsprache des Komponisten gerecht wurden. Mit den ersten beiden Sätzen aus dem 1919 entstandenen Werk „Quatre Sonatines françaises“ von Charles
Koechlin bezeugten die Nachwuchspianisten Flavia Maria und Karl Ferdinand Fresen die Genialität dieses Komponisten, der zu Unrecht wenig bekannt ist. Während der erste Satz ein eher impressionistisches Stimmungsbild widerspiegelt, erinnert der dritte Satz an eine mehrstimmige Fuge im Sinne J. S. Bachs, jedoch versehen mit modernen Klangelementen, die den einzigartigen Stil Koechlins ausmachen. Den Abschluss des Konzerts bildete das Klaviertrio Julian Karpf (Klavier), Lukas Wolf (Violine) und Leon Karpf (Violoncello) mit zwei „Miniaturen“ von Frank Bridges, dem sentimental getragenen „Valse russe“ und dem temperamentvoll feurigen „Saltarello“.
Mitglieder und Freunde des Tonkünstlerverbandes, Musiklehrer und Eltern können also stolz sein auf den musikalischen Nachwuchs. Die Freude, gemeinsam Musik zu machen verliert selbst in einem Zeitalter von Facebook, iPods und Computerspielen nichts von ihrem Zauber. Rachmaninov, Dvorák und Co bleiben letztendlich doch in den „Charts“.

Ort
Print-Rubriken
Unterrubrik