Hauptbild
Christoph Bornheimer distanziert sich von dem Film. Foto: Pressefoto
Christoph Bornheimer distanziert sich von dem Film. Foto: Pressefoto
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Da klang es der Seele aber bang oder: „Das Grauen hat einen Trailer bekommen“

Publikationsdatum
Body

Am 9. Juli startete ein Dokumentarfilm von Marian Czura in den deutschen Kinos. „Der Klang der Seele“ heißt er und handelt von vier Kompositionsstudierenden der Akademie für Tonkunst Darmstadt, die der Filmemacher ein Jahr lang begleitete. Der Film geht teilweise als Kulturtipp durch und wird in manchen Feuilletons erwähnt. Der Film ist aber schon vor seinem Start umstritten – um genau zu sein, seit zwei Jahren, seit seiner Vorpremiere.

Das Material des Films stammt aus dem Jahr 2007. Bei Kino.de findet sich die nett-trampelige Beschreibung: „Sie alle sind Fans klassischer Musik, konzentrieren sich in ihren eigenen Arbeiten aber auf experimentelle, avantgardistische Stücke.“

 Für einen ersten Eindruck der Filmtrailer bei YouTube:

Seitens der beteiligten Komponisten hagelt es harsche Kritik. Angeblich hat der Filmemacher Czura seine Protagonisten getäuscht. So gibt es bereits ein Videoantwort auf den Film in der zwei der beteiligten Komponisten Stellung nehmen.

In einem Kommentar zum Trailer bei YouTube liest man dazu:

Wir als Beteiligte dieses Films teilen diese Einschätzung zu 100%. Da der Regisseur Marian Czura lieber Bildungs-Pop machen wollte, anstatt sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen und darüber hinaus den Film "Klang der Seele" trotz fehlender Freigabe des Leiters der Kompositionsklasse, Cord Meijering, veröffentlicht hat, ist leider aus vielseitigem und interessantem Material ein Film entstanden, der in seiner künstlerischen Aussage kaum Wert aufweist.

Auf seiner Website erklärt der Komponist Christoph Bornheimer sich in einer Distanzierungstellungnahme.  Darin heißt es zum Beispiel:

Marian Czura hat durch seine Schnittfassung des umfangreichen Rohmaterials einen Film erstellt, der anstelle des guten Dokumentarfilms, zu dem er hätte werden können, zu einem peinlichen und oberflächlichen Propagandafilm für seinen Sohn, damals ebenfalls Schüler der Kompositionsklasse, dem dies mittlerweile vermutlich auch sehr unangenehm ist, geworden ist. Durch seine sture Besessenheit von diesem Anliegen und durch sein offensichtlich völliges Unverständnis für Neue Musik hat er uns alle zu Statisten des den Film durchziehenden Konfliktes zwischen Roman Czura und Cord Meijering degradiert, was so weit führt, dass aus ausführlichen Interviews mit entscheidenden Grundaussagen unsererseits nur ein einzelner Satz gezeigt wird und von mir beispielsweise nur ein einziges Werk im Film zu hören ist und auch das nur in einem kurzen Ausschnitt. (…)

Die ursprüngliche Vereinbarung, dass wir alle nach Fertigstellung der Rohfassung des Films ein Vetorecht haben, wurde niemals eingelöst, sämtliche Änderungswünsche unsererseits, die sich nicht auf die künstlerische Freiheit des Regisseurs, sondern auf grundlegende, offensichtliche Fehldarstellungen unserer Personen bezogen, ignorierte Marian Czura komplett. Aus diesen und aus weiteren Gründen distanziere ich mich vollständig von dem Film „Klang der Seele“. Bei dem von mir vermittelten Bild handelt es sich um eine künstlerische und persönliche Fehldarstellung.

Klarer kann man es wohl nicht sagen. Dennoch erstaunt einen, wie wenig dieses Problem mit dem Film bekannt ist. In einigen Kreisen der Neuen Musik Szene heißt es „Das Grauen hat einen Trailer bekommen.“

Der Filmtrailer ist in der Tat dazu angetan, alle möglichen Vorbehalte gegen das Gezeigte und die Gezeigten zu entwickeln, was umso schwerer wiegt, als es sich bei den Portraitierten um Jugendliche handelt.  Komponistenportraits dieser Art, spielen den Beteiligten übel mit oder ist die Lage etwa tatsächlich so?

Wenn man das alles nichts als eine mögliche virale Werbeangelegenheit abtun möchte, so scheint den Komponisten als Darstellern hier übel mitgespielt worden zu sein.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!