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Mitteilsam, ohne Geschwätzigkeit: Wanja Slavin. Foto: Ssirus W. Pakzad
Mitteilsam, ohne Geschwätzigkeit: Wanja Slavin. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Das Lösen aus der Umarmung: Wanja Slavins „Lotus Eaters“ beim 3. BMW Welt Jazz Award

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Zwei populäre Themen wurden bereits abgehandelt: das Piano Trio und der Jazzgesang. Mit der dritten Ausgabe des „BMW Welt Jazz Awards“ sind nun die Bläser an der Reihe. Endlich!, hörte man manch einen bei der Bekanntmachung der neuen Losung erleichtert aufstöhnen. „Two Horns and more“ steht diesmal als Motto über dem beliebten wie hoch dotierten Wettstreit, den der am Mittleren Ring beheimatete Münchner Autobauer vor zwei Jahren ins Leben rief.

Einige Kombinationen bieten sich unter dem aktuellen Leitspruch an: Saxofon und Tuba, Saxofon und Trompete, Posaune und Saxofon oder, man denke nur an die berühmten „Battles“, das geschichtsträchtige Saxofon-Doppel. Mit so einem bekam es das Publikum gleich beim ersten, wieder einmal voll besetzten Konzert im Doppelkegel der BMW Welt zu tun. Wanja Slavin, 28, Altsax und Daniel Glatzel, 26, Tenor, haben vieles gemeinsam: beide lebten lange in München, studierten dort und verkrümelten sich dann ins derzeit scheinbar unumgängliche Berlin, wo sie mit anderen in einer Kreuzberger WG wohnen. Beide haben ähnliche musikalische Präferenzen, beide haben als Tonsetzer und Bandleader bereits für Furore gesorgt: Glatzel mit seinem 20köpfigen Andromeda Mega Express Orchestra, Slavin mit einem ungewöhnlich besetzten Quintett.

Als sie jetzt aber mit den „Lotus Eaters“ vor großem Auditorium auftraten, hätten die Freunde nicht weiter auseinander sein können. Genau darin lag der Reiz ihres Auftritts. Zwar umarmen sich die Saxofonstimmen bei herrlich abseitigen Themen fest und innig, doch wenn sie sich dann lösen, driften sie tüchtig auseinander. Glatzel, mit fast mönchsgleicher Introvertiertheit, koloriert die Luftströme, die aus seinem Trichter kommen, erst noch ganz zart. Nur ganz langsam nimmt die Farbsättigung in seinem ruhigen, entrückten Spiel zu. Bandleader Wanja Slavin legt hingegen ein ganz anderes Naturell an den Tag, ist am Altsaxofon quirlig, mitteilsam ohne geschwätzig zu sein. Seine Linien winden sich munter, weichen allen Phrasen-Fallen weiträumig aus.

Auch die Kompositionen, die er den Juroren und über sechshundert weiteren Zuhörern bot, zeigten ähnliche Stärken wie sein Spiel. Er lässt sich keine Berührungsängste vor den zeitlosen Werten des Jazz anmerken, bemüht sich aber beim Zitieren von bestimmten lyrischen Stimmungsbildern und Klangfarben-Kombinationen um frische melodisch-harmonische Deutungen.

Im Wettbewerb des „BMW Welt Jazz Award“ haben die „Lotus Eaters“ um Wanja Slavin schon mal gut vorlegt. An ihnen müssen sich jetzt die anderen fünf Bands messen. Als nächstes greift ein Quintett des italienischen Altsaxofon-Wirbelwinds Rosario Giuliani mit Hardboppigem ins Geschehen ein. Das zweite Horn in seinem Fünfer bringt der Trompeter Flavio Boltro zu Klingen – ein Mann, den Wynton Marsalis im Down Beat-Magazin schon mal überschwänglich lobte. Zu Recht.

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