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Fast täglich treten in Cotton Club Jazzbands auf. Foto: Cotton Club
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Der Cotton Club Hamburg - Deutschlands ältestes Jazz-Lokal wird 50

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Hamburg - Mit einem dreitägigen Musikmarathon feiern zahlreiche Bands vom 16. bis 18. April das 50-jährige Bestehen des Cotton Clubs in Hamburg. Der Keller von Inhaber Dieter Roloff gilt damit als das älteste deutsche Jazz-Lokal. Für viele Musiker war der Club so manchen Abend das zweite Zuhause und gehört einfach zur Jazzgeschichte.

Im Cotton Club sammelte die deutsche Boogie-Woogie-Koryphäe Axel Zwingenberger einst erste Live-Erfahrungen: «1973/74 habe ich dort fast jede Nacht verbracht. Die meisten Leute waren so um die 30, ich war damals 18. Der Club war bodenständig, die Atmosphäre lebte stets von viel Feierlaune. Für mich war das der nächtliche Fixpunkt als Teen, ein sehr guter Platz, um die Szene kennenzulernen.» Und dort habe er Blues-Legenden wie Willie Mabon (1925-1985) erlebt, «ein sehr eindrucksvolles Erlebnis».

Für Zwingenberger war der Cotton Club «der erste Platz, an dem ich traditionellen Jazz live gehört habe, 1971 noch im Bunker», erinnert sich der Jazz- und Blues-Pianist. «Der Club war und ist immer noch die Heimat jener Jazzfans, die sich nicht um Trends scheren. Er ist so angenehm unaktuell, und gerade das macht seinen Charme aus.» Und der Cotton Club stehe am ehesten für das, was die «heimliche Jazz-Hauptstadt Hamburg» ausmache, die Hauptstadt des traditionellen Jazz. Dadurch sei Hamburg so wichtig für die Szene.

Für das Hamburger Jazz-Urgestein Albert «Abbi» Hübner verbinden sich vor allem mit den Räumlichkeiten nahe dem Großneumarkt jahrzehntelange Erinnerungen. Hübner ist seit 1954 in der Hamburger Jazzszene zu Hause und spielte schon in dem Keller, ehe der eigentliche Cotton Club überhaupt existierte: «Der Laden bedeutet uns viel, weil wir ihn erfunden haben.» Hübner war 1958 mit seinen damaligen Jailhouse Jazzmen auf der Suche nach einer neuen Spielstätte - und fand sie im Alten Steinweg 10.

Über lange Jahre war «Abbi» Hübner in dem Keller zu Gast. «Da war schon eine Menge los», erinnert er sich. Man habe zusammengesessen mit Jazzgrößen wie John Lewis (1920-2001), Ken Colyer (1928-1988) oder Kid Ory (1886-1973). Hier habe die Barrelhouse Jazzband aus Frankfurt am Main ihren ersten Auftritt in Hamburg gehabt, heute die älteste Jazzband Deutschlands. Im Cotton Club spielte Hübner bis vor etwa zehn Jahren regelmäßig einmal im Monat. Seither ist das Feuerschiff im Hamburger Hafen sein musikalisches Zuhause. «Doch der Cotton Club bleibt nun mal eine der ältesten Einrichtungen in Hamburg», sagt der 75-Jährige.

Radiomoderator Gerd Spiekermann sieht im Cotton Club eine «deutschlandweit einmalige Einrichtung, weil sie wirklich jeden Tag in der Woche handgemachte Live-Musik bietet. Wo gibt es das sonst noch?» Spiekermann, beim Sender NDR 90,3 der Mann für Jazz, hat zahlreiche Sendungen in dem Keller gemacht und schätzt dessen gute Akustik für solche Musik.

Fasziniert ist Spiekermann vor allem von den unzähligen Fotos und Autogrammbildern an den Wänden des Clubs: «Das ist Atmosphäre. Es hat immer etwas Großes, wenn Räume Geschichte atmen, wenn man sich vergegenwärtigt, welche Musiklegenden hier alle über die Jahrzehnte gespielt haben. Das ist einfach ein Ort, an dem viele Menschen einen fröhlichen Abend verleben», sagt Spiekermann.

 

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