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Manu Codjia. Foto: Ssirus W. Pakzad
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Ein Hallelujah und ein bisschen AA – das Manu Codjia Trio stieg in den BMW Welt Jazz Award ein

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Hierzulande kannten ein paar Eingeweihte den Franzosen Manu Codjia bislang als Sideman von Henri Texier, Daniel Humair, Eric Truffaz oder Christophe Wallemme. Jetzt lernten sie ihn als Solisten mit ganz eigenem Profil kennen. Beim BMW Welt Jazz Award prüfte der Gitarrist Hits aus Rock und Pop auf ihre Jazztauglichkeit.

Und wenn es nur für diesen einen unfreiwilligen Gag gut war: es hat sich gelohnt, dass Franzosen einfach kein H aussprechen können. Als Manu Codjia am Ende eines umjubelten Konzerts angelangt war, fragte er das Publikum, ob es sich noch an diese berühmte norwegische Band aus den 80er Jahren erinnere. Gemeint war das Trio a-ha, aber aus dem Mund des Gitarristen kam halt nur AA. Lachsalve. Irritiert schaute Codjia erst ins wohl gefüllte Rund des Doppelkegels und verwandelte dann eine Vorlage in Gold.

Die Songauswahl des Franzosen mit ivorischen Wurzeln hatte während des ganzen Konzerts immer wieder für Aha-Erlebnisse gesorgt. Mit dem Kontrabassisten Jérôme Regard und dem Schlagzeuger Philippe Garcia nahm er sich bekanntes Material von Michael Jackson, Serge Gainsburgh, Police, Bob Marley, Jimi Hendrix vor. Wenn im Jazz gecovert wird, dienen allseits präsente Themen manchmal nur als Einfriedung für überlange Chorusse, oder aber sie regen den Ehrgeiz der Interpreten an – was oft genug zu absurden Dekonstruktionen des Materials führt. Und dann gibt es da noch Produzenten, die ihre Schützlinge aus reinen Marketing-Gründen Nummern spielen lassen, die jedermann geläufig sind.

Bei Manu Codjia aber hatte man das Gefühl, dass er mit den in seinem Programm aufgeführten Gassenhauern aus drei oder vier Jahrzehnten Musikgeschichte wirklich sozialisiert wurde. Wie liebevoll er doch mit den Songs umging – originell, ohne die Originale zu verraten. Was immer er auch zitierte, schien ganz organisch in seiner Musik aufzugehen.

Vorbilder wie Bill Frisell kann der 39-jährige nicht ganz unterdrücken – vor allem im akkordreichen Schwebemodus erinnerte der Franzose an seinen amerikanischen Heroen. Und doch störte das nicht weiter, weil Manu Codjia sich bestenfalls am Sound des Idols orientierte, sich aber in punkto Linienführung, Notenauswahl und Dynamik seine eigenen Gedanken machte. Wunderbar, wie er manchmal erst ganz zarte Harmoniefolgen und dann ein infernalisches Gewitter aufziehen ließ. Blitz und Donner reinigten die Luft für das nächste Stück.

„Hallelujah“ von Leonard Cohen hat Manu Codjia übrigens auch gespielt. Dieser Ausruf lag manch einem auf den Lippen – angesichts der beeindruckenden Leistung des fünften Wettbewerbsteilnehmers am BMW Welt Jazz Award.

Die Jury dürfte spätestens jetzt ganz schön ins Schwitzen kommen. Nach zwei enttäuschenden und zwei überzeugenden Aspiranten auf den Pokal und das Preisgeld, werden mit Manu Codjias Auftritt die Karten ganz neu gemischt. Der Schwede Carl Mörner Ringström muss sich am 15. März tüchtig anstrengen.

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