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Die Himmelsscheibe von Nebra. Foto: Wikimedia Commons
Die Himmelsscheibe von Nebra. Foto: Wikimedia Commons
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Ein Opern-Oratorium für die Himmelsscheibe – Uraufführung in Halle

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Halle (dpa) - Die über 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra hat schon viele Künstler inspiriert. Jetzt steht das prähistorische Artefakt im Mittelpunkt des Opern-Oratoriums «Sky Disc - Himmelsscheibe - Disc del Cel». Das Auftragswerk des Opernhauses Halle wird am 2. Oktober in der Saalestadt uraufgeführt. Das Libretto schrieb die Engländerin Rebecca Simpson, die Musik komponierte der Spanier Ramon Humet. Im Mittelpunkt steht die 1999 entdeckte Himmelsscheibe, die als älteste konkrete Darstellung des Himmels gilt und seit diesem Jahr zum Unesco-Weltdokumentenerbe gehört.

Im Gegensatz zur reinen Oper spielt sich die Handlung in einem Oratorium nur in der Musik und im Text ab. «Die Idee zu dem Projekt geht auf den vorherigen Intendanten Klaus Froboese zurück», sagt Regisseur Gert-Hagen Seebach. Die Himmelsscheibe sei das bislang einzige archäologische Objekt, welches im  Mittelpunkt einer Oper stehe. Bereits im Oktober 2007 wurde aber ein Chorwerk für 40 Sänger zum Thema Himmelsscheibe in der zum Unesco-Welterbe gehörenden Wieskirche bei Steingaden (Bayern) uraufgeführt.

Librettistin Simpson sei von der Scheibe fasziniert gewesen, als sie einen Fernsehbeitrag sah, berichtete Seebach. «Erzählt wird eine fiktive Geschichte der Himmelsscheibe, die in der Bronzezeit spielt», sagt der Regisseur. «Neben einem 48-köpfigen Chor gibt es sechs Protagonisten und etliche Statisten.»

Am Anfang des Stücks steht der Aufbau einer Ausstellung mit der Himmelsscheibe in einem «Naturhistorischen-Museum». Die Besucher kommen und sind fasziniert von der schimmernden Bronzescheibe mit Goldauflagen. Ihre Begeisterung schlägt so hohe Wellen, dass einige von ihnen plötzlich beginnen, in verschiedene Rollen zu schlüpfen und die Geschichte des Weltfundes singend zu erzählen. Die Rollen sind  in deutscher, englischer und katalanischer Sprache geschrieben. Über ein Schriftband oberhalb der Bühne läuft der deutsche Text.

Die Handlung kurz zusammengefasst: Der Schmied Fierket ist vor tausenden Jahren von einer Reise aus England, auf der er das Gold für die Himmelsscheibe gefunden hat, in sein Dorf am Mittelberg bei Nebra zurückgekehrt. Aber bei der Arbeit an der Scheibe merkt er, dass er zu wenig Material mitgebracht hat. Das Gold reicht nicht mehr für die Bögen, welche den Horizont darstellen. Aber seine Geliebte Tamar, die er in England kennengelernt hat und die von ihm ein Kind erwartet, ist ihm gefolgt. Sie hat auch das restliche Gold dabei. Jetzt kann Fierket die Scheibe fertigstellen. Er weiht Tamar in das Geheimnis der Scheibe ein.

Der Chor weist in seinen Gesängen auf die religiös-kultische und die astronomische Bedeutung der Himmelsscheibe hin. «Unterschiedliche Klangeffekte, zum Beispiel mit tibetanischen Klangscheiben, schaffen Atmosphäre», sagt der musikalische Leiter Andreas Henning.

Im Oktober und November wird das Stück sechsmal aufgeführt. «Wenn das Opern-Oratorium dem Publikum gefällt, sind auch im spanischen Barcelona, der Wahlheimat von Simpson und Humet, Aufführungen geplant», sagt Regisseur Seebach.

Am Ende des Stücks verdunkelt die Asche eines Vulkanausbruchs die Sonne und die Scheibe verliert ihre Bedeutung. Sie wird zerstört und in einem rituellen Akt vergraben. «Doch die Scheibe ist nicht Opfer einer Naturkatastrophe, sondern sie reflektiert die neue Situation. Die Dinge ändern sich, aber das Leben geht weiter», sagt der musikalische Leiter Henning.

«Die Oper ist eine Möglichkeit, den Menschen die künstlerische Seite der  Himmelsscheibe nahe zu bringen», sagt Landesarchäologe Harald Meller. «Das animiert natürlich auch, sich das Original im Landesmuseum für Vorgeschichte anzuschauen.»

Thomas Schöne, dpa

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