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The Doors. Foto: ARTE
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Ferchow vor der Röhre – The Doors live 1968 und „Jim Morrison lebt!“ auf ARTE

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Ein postweihnachtliches Geschenk, das ARTE am dritten inoffiziellen Weihnachtsfeiertag in der Krippe unterbrachte: The Doors live. 60 Minuten Spannung pur. Ein elegisches, ekstatisches, hoch erregendes Konzert. Zum einen, weil die Doors zum Zeitpunkt der Aufnahme (5. Juli 1968) ohne Zweifel am Zenit ihres Schaffens standen. Zum anderen, weil ein Kamerateam so weise war, den Auftritt in der geschätzten „Hollywood Bowl“ nicht nur einfach zu filmen, sondern tatsächlich in unaufdringlicher Weise in Szene zu setzen und so die knisternde Atmosphäre fast verlustfrei an den TV-Zuschauer weiter transportiert.

Für die ausgehenden 60er eine reife technische wie künstlerische Leistung, die ebenfalls den Ton betrifft. Alles passt zusammen, wenn Songs wie „When the Music Is Over“, „Light My Fire“ oder „The End“  ihren Lauf nehmen. Nebenbei trifft man auf einen glänzende aufgelegten Jim Morrison, der humorvoll sein Publikum unterhält. Der Textzeilen kurzfristig ändert und so für Heiterkeit sorgt. Der aber auch seine anderen Seiten auslebt. Er pendelt mühelos (oder vielleicht sogar berechnend) zwischen Lässigkeit, Nonchalance, Frauenheld, Poet, Dichter, Star, Held, tragischer Figur, Denker und verschmitztem Jugendlichen. Eine großartige Mischung für den Fan, eine tödliche - drei Jahre später am „Cimetière du Père-Lachaise endende“ - für Morrison. Empfehlenswert ist dieser Livemitschnitt nicht für den Langzeitfan. Er regt vielmehr zum Entdecken der Doors an. Spiegelt kurz und knapp, aber in vollem Umfang deren musikalische Hinterlassenschaft. Für den Einsteiger sehr zu empfehlen.


Jim Morrison lebt!

(Deutschland, USA, 2008, 30min, ZDF, Regie: Gerd Zimmermann)
Beseelt vom vorangegangen Doors Konzert war es im Anschluss der 30 minütigen ARTE / ZDF-Dokumentation „Jim Morrison lebt!“ ein Anliegen, die Lebendigkeit und Allgegenwärtigkeit der Doors nachzuweisen. Man folgte den Spuren der Doors-Coverbands „The Lizard Kings“ aus Deutschland und „The Doors Experience“ aus Österreich. Da darf man musikalisch und künstlerisch ausdrücklich geteilter Meinung sein, ob man erstens die Doors nachahmen, imitieren und abbilden sollte und zweitens, ob beide Bands das auch nachvollziehbar und mit Distanz bewerkstelligen. An den knappen Ausschnitten zu urteilen, scheitern beide Bands.

Auf diesem dünnen Acker dann eine Dokumentation zu säen, die zeigen soll, dass Urenkel, Enkel, Opa und Oma, Mama und Papa quer durch alle sozialen Schichten zu den Doors tanzen und ihre Inspiration aus den Doors - Platten tanken, erweist sich als fragiles, instabiles Vorhaben, das letztendlich und bösartig formuliert nur als Werbefilm für beide Coverbands taugt. Selbst wenn Konzerbesucher von Deutschland bis Slowenien zu Wort kommen und auf den Konzerten der Bands erstaunlich viele junge Menschen unter 20 Jahren anzutreffen sind. Vielleicht wäre es ja ein Ansatz gewesen, den Fährten dieser Teenager zu folgen. Keine sehr inspirierende Dokumentation.

The Doors live in der Hollywood Bowl 1968 und Jim Morrison lebt!
ARTE, Samstag, 27. Dezember 2008 um 22.45 Uhr (USA, 60min.)
ARTE, Samstag, 27. Dezember 2008 um 23.45 Uhr (USA, 30min.)

Wiederholungen:
Laut ARTE Videotext werden Konzert und Dokumentation am 5. Januar 2009 wiederholt. Leider ist diese Information auf der Internetseite des Senders noch nicht bestätigt.

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