Hauptbild
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Intelligenz, Clarté, Musik pur: Das GrauSchumacher Piano Duo mit „Transcriptions“

Autor
Publikationsdatum
Body

Nicht nur zuweilen mosern manche gegen die Bearbeiter, gegen das Bearbeiten an sich. Wo doch Werktreue angesagt ist. Oder? Und das Anpassen von Vorlagen ans Zeitgeistige einzig der Geldschneiderei diene. Das mag zuweilen so sein. Und so mancher Instrumentengruppe mag das ja bei der Auffüllung des Repertoires durchaus und obendrein auch noch behilflich sein. Doch darum geht es der aktuellen Grau Schumacher Piano Duo CD bei NEOS ganz und gar nicht.

Die firmiert zwar unter dem Titel „Transcriptions“ und bietet auch Transkriptionen von Bach bis Ravel. Doch die intelligent denkenden und fühlenden Musiker haben ein so raffiniertes Programm zusammengestellt, dass da „In-Frage-Stellendes“ überhaupt nicht aufkommt.

Klar wünscht sich der Wagnerianer an sich beim Tristan-Vorspiel den Schmelz der Orchesteropulenz. Doch für wenige Momente nur. Denn was die zehn Finger aus der Max Reger´schen Wagner-Bearbeitung herausholen, was sie an Transparenz hinein legen ins Darstellerische, das lässt einen neuen Wagner erstehen. Wer Johann Sebastian Bachs Choral aus der Kantate 147 „Jesus bleibet meine Freude“ dagegen in der legendären Myra-Hess-Transkription für zwei Klaviere sich durch die Gehörgänge mäandrieren lässt, der ist vom ersten Ton weg sowieso schon in einer anderen Klang-und-Geist-Welt.

Debussys „Nachmittag eines Fauns“ gewinnt in des Komponisten eigener Bearbeitung eine ungeahnte Transparenz und Mozarts Zauberflöten-Ouvertüre von Ferruccio Busoni präsentiert sich in einer dergestalt kristallinen Struktur, dass der ganzen Oper neue Dimensionen zuwachsen könnten. Rachmaninovs „Vocalise“ und Tschaikowskys Schwanensee-Walzer in der Variante Victor Babins lassen sich kongenial denken zum Tanzen auf Spitzen und Brettern.

Die melodienselige Komposition „Introduction et Rondo capriccioso“ aus dem originalen Duktus des Camille Saint-Saëns' ins neue Umfeld verpflanzt durch Claude Debussy mutiert ins höchste Segment bester und höchst gescheit unterhaltender Musik. Dass Maurice Ravels „Boléro“ in dieser Formation funktionieren kann, glaubt dagegen jeder erst, wenn er hört, was da an aberwitzigster clarté abgeht. Ebenfalls ein neues Werk – in der Einrichtung vom Komponisten selbst.

Eine CD voller authentischer Musikalität, intelligent und feurig-freudig, ein Muss im Regal.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!