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Der jüngste GMD Deutschlands, Cornelius Meister. Quelle: Heidelberger Philharmoniker
Der jüngste GMD Deutschlands, Cornelius Meister. Quelle: Heidelberger Philharmoniker
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Jüngster GMD Deutschlands - Cornelius Meister verlängerte Vertrag in Heidelberg bis 2012

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Heidelberg (ddp-bwb). Ein Konzert von Bob Dylan würde Cornelius Meister nicht besuchen. «Viel zu laut», sagt der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands. Verständlich, schließlich muss er auf sein Gehör achten. Es gehört zu seiner Grundausstattung, so wie Taktstock und Klavier. Der 28 Jahre alte Dirigent, der seit 2005 am Theater der Stadt Heidelberg arbeitet, zählt zu den großen Talenten in seinem Metier.

   Wenn der gebürtige Hannoveraner nicht gerade in Heidelberg zugange ist, gibt er als Pianist Konzerte oder dirigiert in den großen Opernhäusern der Welt. Sein Debüt in Japan gab Meister 2006 mit Beethovens «Fidelio» am New National Theatre in Tokio. Danach folgten unter anderem Konzerte in den USA, etwa mit dem Indianapolis Symphony Orchestra oder in Frankreich mit dem Orchester der Pariser Oper.

   «Es ist ein großes Privileg, wenn man selbst entscheiden kann, wo man auftritt oder welches Engagement man annimmt», sagt Meister. Der Mann, der jüngst seinen Vertrag als Generalmusikdirektor der Stadt Heidelberg bis 2012 verlängert hat, wirkt unprätentiös. Seine Antworten sind gelegentlich etwas zu artig, etwa wenn er die Stadt Heidelberg über den Klee lobt oder wenn er davor warnt, dass Jugendliche ihr Gehör durch zu laute Techno- oder Rockmusik
zerstören.

   Wer Meister allerdings beim Dirigieren zuschaut, weiß, dass der Mann Leidenschaft hat. Es ist jedoch nicht nur die Lust an der Musik, die ihn stets von neuem begeistert. «Es ist auch eine großartige Aufgabe, aus jedem einzelnen Musiker im Orchestergraben das Maximum an künstlerischer Gestaltung herauszukitzeln», sagt er. Gelinge es dann noch, die individuellen Fähigkeiten zu einem stimmigen Ganzen zusammenzufügen, «dann war es ein guter Tag». Bei der Lektüre der meisten Kritiken in den Feuilletons zumindest drängt sich der Eindruck auf, dass der junge Dirigent viele «gute Tage» haben muss.

   Meister studierte Klavier und Dirigieren in Salzburg bei Dennis Russell Davies und in Hannover unter anderem bei seinem Vater Konrad Meister. Gelernt hat er auch beim berühmten Dirigenten Kurt Masur. Bei der «Parsifal»-Neuproduktion der Bayreuther Festspiele 2004 war er Assistent des französischen Musiktheoretikers und Avantgardisten Pierre Boulez. Geleitet hat Meister neben dem Symphonieorchester Hamburg auch schon die Essener Philharmoniker und das Radiosymphonieorchester Berlin. Im vergangenen Juli dirigierte er das renommierte BBC Orchestra Manchester.

   Zwischen all diesen Karrieresprüngen hatte der Dirigent auch noch Zeit, eine Familie zu gründen. Seit 2006 ist er verheiratet, seine beiden Söhne Julius und Jonathan - die Zwillinge sind anderthalb Jahre alt - spielen schon heute auf dem Klavier, das bei Meisters zu Hause steht: Genau wie ihr Vater, der auch als kleiner Junge bereits auf dem Flügel seines Vaters in die Tasten griff.

   Auch wenn Meister sich für weitere drei Jahre in Heidelberg verpflichtet hat, ist er keiner, der sein Leben lang an nur einem Ort bleiben könnte. Die Gastspiele, die er während der Spielpausen des Theaters wahrnimmt, sind für ihn offenbar eine Art Elixier, das den Wahlheidelberger für seine Aufgaben im heimischen Theater stählt: «Ich finde es wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen und andere Sichtweisen in der Musik aufzunehmen», sagt Meister.

   Glücklicherweise herrsche an vielen renommierten Opernhäusern ein «gewisser Jugendwahn», von dem er, aber auch das Theater in Heidelberg letztendlich profitierten, fügt er hinzu. Denn gerade die unterschiedlichen Traditionen von Orchestern, die rund um den Erdball musizieren, erlebt Meister als Bereicherung. «Ich will mich nicht in eine Schublade stecken lassen.» Der Generalmusikdirektor der Stadt Heidelberg bevorzugt es, an einem Abend eine Mozartoper zu dirigieren und sich dann wenige Tage später an einen Komponisten zeitgenössischer Musik heranzuwagen. «Ich profitiere geistig davon, und meine Arbeit wird besser", sagt er.







 

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