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The Stradivari violin spectrum A was acquired over a large representative 400 µm diameter area of the pellet
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Kleine Presseschau – Von Stradivaris, einem kriselndem Musik-Kita in Berlin und musizierenden Kugeln

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Es ist ja nicht immer möglich, selbst allen Dingen so nachzugehen, wie man es sich wünscht. Doch die Presselandschaft und die wissenschaftlichen Zeitschriften finden genug Gegenstände, die die Entwicklung des Kulturlebens oder der Forschung nachzeichnen. So verweisen wir in dieser kleinen Presseschau auf eine Krise in Barenboims Musik-Kita in Berlin (Berliner Zeitung), mögliche Gründe für den „guten Klang“ alter Geigen (PLoS ONE) und ein neues Musikinstrument, über das der Deutschlandfunk berichtet hat.

Von guten Ideen und was draus wird

„Selten wurde eine Kindertagesstätte mit so viel Lob und Wohlwollen bedacht wie der Musikkindergarten in Mitte, den Stardirigent Daniel Barenboim im Jahr 2005 begründet hat“, schreibt Martin Klesmann in der Berliner Zeitung vom 28. Januar 2009. „Doch leider sieht die Realität im Musikkindergarten völlig anders aus. Erst in der vergangenen Woche kündigten wieder zwei Erzieherinnen, seit Herbst 2008 hat somit die Hälfte der ursprünglich acht Erzieherinnen im Musikkindergarten gekündigt, zwei weitere haben ihren Abgang in Aussicht gestellt.“ Irgend etwas stimmt nicht am Konzept, wie es scheint. Pädagogen der Universität Köln haben ein Gutachten erstellt, aber als „klar wurde, dass das Gutachten eklatante Fehlentwicklungen im Musikkindergarten thematisieren würde, wurde die fast fertiggestellte Evaluation Anfang Dezember 2008 abgebrochen. Auf Wunsch des Kindergarten-Trägervereins, wie die Kölner Wissenschaftlerin Roswitha Staege in einem Brief mitteilte. Der Schluss liegt nahe, dass die Kindergarten-Verantwortlichen den Bericht fürchteten.“ Und was sagt Barenboim dazu: „Auf Anfrage der Berliner Zeitung teilte Barenboim gestern schriftlich mit: ‚Probleme, die existieren, müssen selbstverständlich gelöst werden.‘ Für Anfang Februar wird er zu einer Krisensitzung erwartet.“ (Berliner Zeitung, 28.1.2009)

Spätestens zur Entgegennahme der Moses Mendelssohn Medaille, dern Barenboim am 3. Februar entgegennehmen wird, dürfte er in der Nähe sein, um den Karren wieder aus dem verfahrenen Problem zu ziehen.

Von Violinen und Chemikalien

Das amerikanische Wissenschaftsmagazin veröffentlichte am 22.1.2009 einen Aufsatz des Forscherteams von Joseph Nagyvary, Renald N. Guillemette, Clifford H. Spiegelman mit dem Titel: „Mineral Preservatives in the Wood of Stradivari and Guarneri“. Darin wird beschrieben, wie Formen der Holzvorbehandlung möglicherweise auf die Struktur der Werkstücke (Geigen) der alten italienischen Meister Einfluss gehabt haben könnten. Grundlage der Untersuchungen waren bei Renovierungsarbeiten angefallene Reste ihrer Instrumente. Am Ende ihrer Betrachtungen stellen die Autoren fest: „In summary, several lines of evidence suggest that the wood of the great Italian masters of Cremona was chemically and physically different from those of the later makers. These new insights strengthen the case for the postulated chemical/material paradigm of the Cremona violin, which posits chemical manipulations as a sine-qua-non towards the successful reproduction of the old standards. It follows then that natural wood may not be a suitable material if the goal is to make violins with the old Cremona-type tone. This recognition may instigate a major change in how the commercial wood should be processed and also in the state of the art of violin-making.” (PLoS ONE)

Ein ebenso weitreichendes wie schwer interpretierbares Ergebnis. Das Wunder des Klangs der alten Instrumente bleibt geheimnisvoll: So ein bisschen zwischen Kaffeesatzlesen und Ascheorakel q.e.d.

Von Kugeln, die Musik machen

Nicht um alte Instrumente geht es in einem Beitrag des Deutschlandfunks. Frank Grotelüschen berichtet von einem nordirischen Studenten des Mediendesigns, der vielleicht zwar weniger ein neues Instrument erfunden hat, aber eine Art Interface, mit dem man elektronische Musikinstrumente steuern kann, BeatBearing nennt es sein Erfinder. (Deutschlandfunk, Forschung aktuell vom 27.1.2009)

Der Beitrag ist zur Zeit noch als Podcast nachzuhören, so dass man sich selbst ein Bild von dem Instrument machen kann. Und auf YouTube gibt es ein Video, das zeigt, wie dieses neue Instrument funktioniert. Legte man sich früher vielleicht mal eine Patience, so legt man sich heute eben schnell mal einen Beat.
 

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